Samstag, 22. September 2012

Immer wieder sonntags

Das ist jetzt was zur Entspannung: wir gehen jeden Samstag und Sonntag ans Meer, Bernhard zum Flitzen und Baden, ich zum Scherben sammeln, gemeinsam zum Kaffeetrinken. Jedes Mal hat das Meer andere Farben, jedes Mal nehme ich ein Video auf. Diese Videos sind jetzt hier zu sehen. Auf einem kann man einen Wal  fast erkennen, den wir letzten Sonntag gesehen haben.

Schneckenhäuser, Steine,Scherben



Das ist die Ausbeute von 5 Jahren Sammeltätigkeit am Strand und im Garten. Die Schneckenhäuser sind alle leer, weil die Magellandrosseln die Schnecken rausfressen. Die Glas - und Fliessenscherben findet man am Strand, wenn die Wellen groß waren. Die Steine stammen vom Strand, aus der Wüste und aus Minen.Alles ist schon verpackt.

Sonntag, 26. August 2012

Die letzten Winterferien im Juli

Das letzte Semester in Chile beginnt. Weil es wieder mal kalt ist und Tee und Wärmflasche die besten Freunde sind, haben wir uns trotz Mandelblüte entschlossen für einige Tage nach Norden zu fahren. Über Combarbala, Monte Patria  vorbei am ehemals großen Stausee nach Ovalle, der Perle des Limari-Tales. Die Strassen sind ausgezeichnet, vermutlich wegen der Minen. Unter den Augen eines Lamas , das indigniert den ausgetrockneten Rasen betrachtet übernachten wir in einem Hotel, das wohl während der Woche von Weinagenten und Minenmanagern genutzt wird. Am folgenden Tag, Sonntag, düsen wir zur Hacienda Santa Cristina , nachdem wir das wunderbare Museum in Ovalle besichtigt, Cortado an der Plaza de Armas ( ich fange an die Plazas zu verwechseln) getrunken, der Banda Municipal zugehört und die Wanderausstellung zur Geschichte der Einwanderung in Chile besichtigt haben.
Am Montag fahren wir zur Küste über Tongoy nach Guanaqueros, die Orte, typische Urlaubsorte, liegen noch mehr oder minder im Winterschlaf. Am Strand in Guanaqueros gehen wir spazieren, gefolgt von einer Hundefamilie, und sammeln Muscheln.
Für den Abend haben wir eine Tina caliente bestellt, eine Holzbadewanne unter freiem Himmel mit integriertem eisernen Ofen. Die Luft ist sehr kalt, das Wasser höllisch heiß. Nach einer halben Stunde fühlen wir uns wie gekocht, die eisige Nachtluft kann uns nicht beeindrucken, der wunderbare Sternenhimmel schon.
Am Dienstag wagen wir es nicht, uns einfach in den Liegestuhl zu legen und zu lesen, wir fahren nach La Serena, wir kommen ja sicher nicht wieder hin. La Serena besteht aus vielen Pseudokolonialhäusern aus den 20er/30er Jahren des 20. Jahrhunderts. Das putzt. Es gibt ein schönes archäologisches  und ein schönes historisches Museum. Pflichtbewusste Bildungsbürger die wir sind, besichtigen wir beide. Dann machen wir uns über Andacollo wieder auf den Weg zur Hacienda.
Andacollo ist ein Wallfahrtsort mit 10000 Einwohnern auf 1100 m Höhe. An Weihnachten pilgern etwa 150000 Menschen dorthin auf den Berg, weil es  da eine wundertätige heilige Jungfrau gibt, die virgen del Rosario de Andacollo.  Sie steht in der Pfarrkirche über dem Altar und man kann sie hinten über dem Altar besichigen. Man kann an einer Schnur ziehen, dann dreht sie sich, man soll nicht stark ziehen.
Andacollo ist reich, nicht nur wegen der Wallfahrt, sondern weil rundherum Gold-, Mangan- und Kupferminen sind, die schon von den Inkas genutzt wurden, was Boden, Luft und Wasser nicht verbessert.  Weil die Pfarrkirche nicht ausreichte, hat man eine riesige Wallfahrtskirche gebaut und gleich gegenüber ein riesiges Rathaus. Wir haben mit wachsendem Entsetzen das Museum besichtigt, eine Ansammlung schauriger Votivgaben.












Erschöpft sind wir in unsere Herberge zurückgekehrt. Mittwoch ging die Reise wieder nach Vina.


Mittwoch, 22. August 2012

Ausrufer

Seit fast fünf Jahren versuchen wir die Ausrufer des unterschiedlichen Kleinhandels zu verstehen, allein, es gelingt oft immer noch nicht.
Da sind einmal die Zeitungsverkäufer: Sie schreien "elmercurioooo!" oder laestrellaaaaaa!" oder "laterceraaaa"
El mercurio ist die älteste chilenische Zeitung, für uns Provinzler in der Ausgabe für Valparaiso erhältlich mit leicht fasslichen Lokalbeiträgen . Die Ausgabe für Santiago ist teurer und anspruchsvoller. La estrella ist der populistische Ableger des mercurio. la Tercera gibt sich weltoffen, ist auch für Santiago gedacht, enthält auch Beiträge aus El Pais.
Die Papiertaschentücherverkäuferin mit einigen Päckchen in der Hand: Mecoopeeerencienpesosayudenmepoooorfavoooor!!!
Die Heftpflasterverkäferin: "Uunaayuditapooorfavooor!!" Gleichzeitig hüpft sie dem potenziellen Kunden mit ausgestrecktem Arm in den Weg, einen Fächer Heftpflaster in der Hand, die, wenn man sie länger zuhause liegen hat, zur Selbstauflösung neigen.
Die Schirmverkäufer, die, kaum regnet es, urplötzlich aus dem Boden sprießen und schreien:"Paraguasmilpesosparaguasmilpesosparaguasmilpesos" Einen Regentag halten die Schirme aus.
Die Humitaverkäufer:"ricoshumitasricoshumitascalientes....!" Humitas sind kleine Päckchen aus Maisblättern, gefüllt mit geriebenem, gekochtem Mais der natürlich längst aus genmanipuliertem Anbau stammt.
Der ambulante Handel blüht wenn kein Polizist in der Nähe ist. Da gibt es die Importe aus Peru , Kleidungsstücke aus dunkler Quelle, die am Boden auf einem Tuch liegen, z. B."Poleraaaas!!!" , langärmlige t-shirts.
Dann sind da noch die sogenannten Sapos, Busausrufer, die den Busfahrern sagen, wann der letzte Bus dieser Nummer gefahren ist. Sie rufen nicht die Nummer, nein, die Richtung.: "Concoooon!!!"  oder "Ositooos"!!! Das sind zwei Orte an der Küste.



Dienstag, 31. Juli 2012

NAKED RAKU


Das lederharte Stück wird mit Engobe eingepinselt, gebrannt, wieder mit Engobe eingepinselt, dann in Glasur getaucht, im Feuer gebrannt, rausgenommen, in Hobelspäne gepackt, im Wasser abgeschreckt, die Glasur springt ab, gebürstet, poliert.Fertig ist das Zierwerk!

Dienstag, 26. Juni 2012

Nix mehr sequia!!!







Es ist jedes Mal wieder eine Überraschung, dass es im Winter regnet, dass es in die Häuser reinregnet, dass die Türen aufquellen, ja, was macht man denn da? Ein gutes Hilfsmittel sind Sägespäne, sie saugen ausgezeichnet, na, und Eimer sind auch nützlich, man kann sie überall drunter stellen. Alte Zeitung saugt auch gut. Und bald scheint wieder die Sonne. Wer ein Auto hat, fährt, die Erfindung der Füße zum laufen und nicht nur zum tragen von stilletos ist absurd. So ist man als Fußgänger bei Regen ziemlich aufgeschmissen, die Autos spritzen einen nass, die Strassen kann man kaum überqueren, weil überall das Wasser steht, man muss also Umwege machen, die Gummistiefel sind ausverkauft, wer zieht auch so etwas hässliches an?Meine Güte wie ich dieses nörgeln können vermissen werde!

DOSEN






Dosen um was reinzutun. Für Heffalumps .Im gemauerten Gasofen gebrannt mit einer chinesischen Glasur:

Mittwoch, 6. Juni 2012

Schweine, Schweine , Schweine

Kann ich mir 10 Schweine vorstellen? Ja! 100 ? Ja, auch. 1000? schon schwieriger. 10 000? nein, nicht mehr.
480 000, in Buchstaben vierhundertachzigtausend? Nein, kann ich nicht. Ihr sicher auch nicht. Warum ich frage? Also, das geht so. Es gibt ein Tal im Norden, zugegeben etwas abgelegen, da ist ein kleiner Ort mit einer großen Schweinefabrik. Die Menschen leben von der Arbeit in dieser Schweinefabrik. Die Fabrik produziert nicht nur Schweine sondern auch Gestank, weil ihre Mistbeseitigungsanlage,s. Werbefilm unten, nicht richtig funktioniert . Die Menschen fangen an sich zu beschweren, der Ort riecht halt. Die Menschen demonstrieren, nicht gegen die Fabrik, nein, gegen den Gestank. Die Mitarbeiter hauen ab aus Angst vor den mittlerweile angriffslustigen Demonstranten. Die Schweine bekommen weder Futter noch Wasser und einige ihrer Artgenossen, bis zu 1000 behauptet die Zeitung, verenden. Das fördert den Gestank. Der Minister kommt. Die Fabrik muss geschlossen werden, die Schweine abtransportiert innerhalb eines halben Jahres. Aha. Logistisches Problem: Weviele Transporte braucht man denn da?  Nee, zu schwierig, die anderen Fabriken wollen sie auch nicht,weil  man nicht einfach Tiere oder Pflanzen von einer Region in die andere transportieren darf. Na, da töten wir sie lieber alle! Nee, auch logistisches Problem. Und der Ort braucht die Arbeitsplätze. Was nu? Wir werden sehen. 180 Tage dauert es bis so ein Schwein schlachtreif ist. Dann wird es mit Kohlenmonoxid begast damit es schmerzlos stirbt. Das Fleisch geht übrigens zu 70% in den Export, Europa, Asien, Lateinamerika.
Ich habe einen Traum: die Schweine machen einen Aufstand: sie rennen  die Türen ein und wandern in Herden dem Meer zu, wälzen sich im Sand, laufen, bauen Muskulatur auf, fressen vom allgegenwärtigen Müll, ziehen so durch Chile und vermieten sich als Wachschweine. Schweine sind sehr intelligent.

http://www.youtube.com/watch?v=33sH5Rw14aw&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=AdcjosvB5aA&feature=related

http://vimeo.com/5196172 werbefilm für umwandlung von schweinefäkalien in biogas, wasser und komposterde

http://www.santiagotimes.cl/chile/health/23867-debate-persists-over-closure-of-northern-chiles-agrosuper-plant


Donnerstag, 31. Mai 2012

MEGA-SIMULACRO

Wir erinnern uns:
Vor zwei Jahren starkes Erdbeben in Chile, nur als 27 F bezeichnet, wegen internationaler Verständigungsschwierigkeiten wird kein Tsunami-Alarm ausgelöst, Menschen ertrinken im Süden  und Häuser werden weggeschwemmt. Kurze Zeit später, der neue  Präsident wird gerade inthronisiert, Nachbeben. Jetzt aber auch Tsunamialarm, Herzogin Du erinnerst Dich?, Chaos total.
Muss man wohl üben,diese Evakuierungen. Seit Wochen fiebern wir dem 28. Mai entgegen, da soll es das Mega simulacro geben. Zwei Tage vorher Tischgespräch: gehst Du mit, lässt Du Dich evakuieren, nein, bin im 3. Stock, da kommt die Welle nicht hin, ich bin im 11., da passiert nichts. Und wenn die Erde vorher ordentlich bebt? Ach was , die heftigen Beben kommen alle 20 Jahre, ach ja? 1960, 1985, 2007, 2010, 2012, wir rechnen, naja, langes Land... So, also Tag bekannt, Tageszeit nicht, sickert aber durch, weil Carabinieros durch die Küstenstrassen schlendern und eine Bank ein Wapperl an die Tür gehängt hat wann wegen simulacro geschlossen ist. Ich war zur fraglichen Zeit in der Nähe der Küste, eigentlich auf dem Weg zur Yogastunde.
Der Alarm beginnt, die Sirenen sind aber sehr schlecht zu hören. Viele Menschen bleiben in den Häusern, gehen vielleicht in die oberen Stockwerke, erinnert man sich nicht an den japanischen Tsunami?, wir spielen doch bloß. Schlendernden Schritts wandern wir bergwärts, is ja alles sooo lustig. Autos fahren vorbei, hoffentlich nehmen sie im Ernstfall jemanden mit. Eine Uni evakuiert mit Bussen, hoffentlich haben sie die dann zur Verfügung. Nach ner halben Stunde ist der Spass beendet. Fazit: Im Ernstfall wären 80000 Menschen umgekommen in der Region, muss man vielleicht öfter unangesagt üben.....Die ambulanten Händler haben jedenfalls gute Geschäfte gemacht.




Dienstag, 1. Mai 2012

BESUCH AUF DER ESMERALDA









Was den Deutschen die “Gorch Fock”, das ist den Chilenen die „Esmeralda“ – nein, noch viel mehr, es ist ihr Segelschulschiff und der ganze Stolz, nicht nur der Marine, sondern der ganzen Nation. Und wenn sie in ihrem Heimathafen Valparaiso ankommt, dann steht die Bevölkerung Spalier und klatscht begeistert. Dabei ist das Schiff noch gar nicht so alt: 1947 begann man im nach-Bürgerkriegs-armen Spanien, in Cadiz mit dem Bau, doch eine Explosion in der Werft verzögerte nicht nur die Fertigstellung der Viermastbark, sondern verursachte den Konkurs der ganzen Werft. Der spanische Staat, selbst wirtschaftlich schwächlich und von Auslandsschulden geschüttelt, sprang ein. Und hier setzte nun die chilenische Diplomatie an. Man könnte ja das schmucke Schiff in Zahlung nehmen, für die aufgelaufenen unbezahlten Kosten für den unersetzlichen Chile-Salpeter, der die dürren Felder Spaniens befruchten half. Kaum waren drei Jahre an Verhandlungen und Feilschen vorbei, schwamm das Schiff gen Westen. Hier in Chile erhielt es dann auch seinen phantasie-anregenden Mädchen-Namen. Hören sonst die Schiffe hier auf englische Namen, dass man meinen könnte, bei der Royal Navy zu sein (Condell, Cochrane Lynn), so setzt die jetzige „Esmeralda“ eine Tradition in 4. Generation fort, die die Linie heroischer Seeschlachten beschwört. Die erste ihres Namens hatte man noch den Spaniern abgenommen (1820),
Der Grund, warum  das ales erzählt wird, liegt darin, dass wir, das heiβt mir als Lehrer und 20 Schülern das Privileg zuteil wurde, an einer Tagesfahrt dieses Segelschulschiffs teilzunehmen. Zu verdanken haben wir das dem 2. Kapitän des Schiffs, der zufällig Schülervater ist, und uns eingeladen hat. Also wähle ich als Zielgruppe für dieses Zuckerl meine SMV und bestelle sie auf 7.30 Uhr an die Mole im Hafen von Valparaiso. Dorthin gelangt man nur nach militärischen Kontrollen (harmlos) und wandert vorbei an allerhand grauen Kriegsschiffen. Am äuβersten Ende des Piers liegt das Schiff vor Anker und auf ihm herrscht lebhaftes Treiben. Da ist ein Kommen und Gehen , Waren werden noch angeliefert, Kabel gezogen etc. Wer nicht da ist, sind meine Schüler! Kapitän zur See Raddatz lädt mich gleich in seine gemütliche Kajüte ein und stellt mich dem deutschen Leutnant Koch vor, der als Delegierter der Bundesmarine einen Teil der kommenden Weltumseglung der „Esmeralda“ mitmachen soll. Auβer uns sind noch ca. 300 weitere Menschen an Bord, so dass es überall nur so wuselt und wimmelt. Denn das Schiff hat eine Stammbesatzung und eine Besatzung aus Kadetten, also jungen Menschen der Escuela Naval, die jetzt erstmals ihr Können unter Beweis stellen sollen. Seit 2 Jahren gibt es auch Kadettinnen, eine Innovation, die geradezu revolutionär war und auf dem Schiff Umbauten verlangte.
Unser Tagesprogramm sieht denn auch vor, dass die Kadetten ihr Können zeigen und sich auf die Abschiedszeremonie am Wochenende vorbereiten: der Präsident persönlich wird das Schiff zu seiner Fahrt um die Welt verabschieden.
Zunächst muss unser Schiff von zwei Schleppern aus dem Hafen bugsiert werden,meine Schülerinnen und Schüler sind inzwischen mit der üblichen Verspätung eingetroffen, die mitgeführte Militärkapelle spielt sehr deutsch anmutende Gesänge, die angetretenen Matrosen singen mit,  und  dann bewegt es sich gemächlich, angetrieben von einem MAN-Motor in die Bucht von Valparaiso hinaus – und schon beginnt ein gleichmäβiges, aber durchaus intensives Schaukeln, dass mich Landratte durchaus zwingt, mich  auf Deck festzuhalten. Die ersten Mädels werden blass...
Die Matrosen treten jetzt an und üben endlos die verschiedenen Formen der Ehrbezeigungen und  Formationen, was für den Nicht-Eingeweihten ziemlich kryptisch und  bedeutungslos bleibt. Viel spannender wird es, als das Schiff sich in den Wind stellt und der Befehl  zum Aufentern erfolgt: 80 Kadetten klettern die Wanten des Schiffs hinauf, in schwindelnde Höhe, völlig ungesichert auf 30-40 Meter. Erst in den Rahen gibt es ein Trittseil und ein System der Seilsicherung, das die Absturzgefahr begrenzen soll. Nun müssen die Segelschnüre gelöst werden, auf dass sich die Segel öffnen können. Dazu müssen Gruppen von Matrosen an Deck mit Seilwinden (Motor und von Hand) unter groβem Kraftaufwand mit viel Hauruck die Segel in Position ziehen. Und siehe, schon treibt der Wind uns quer durch die Bucht, die Campana erhebt am Horizont ihr Haupt und die Hochhäuser von Viña verschwinden im Dunst. Doch keine Zeit für Beschaulichkeit, schon heiβt es wieder „Segel reffen!“ – wir sind ja zu Übungszwecken hier! Und nun beginnt eine noch gröβere Maloche: die Segel müssen nicht nur hochgezogen , sondern auch noch gleichzeitig schön gefaltet und festgebunden werden – und das alles ohne Handschuhe und bei jedem Wetter! Sie haben es geschafft und dürfen runter, um Mittagspause zu machen.
In der Mannschaftsmesse, dem einzigen Aufenthaltsraum, drängen sich die Leute, verstärkt durch meine Schüler. Es gibt eine frugalen Linseneintopf. Mich dageggen hat man an den Tisch von Kapitän Lüttges bestellt, wo wir mit anderen Gästen von Matrosen bedient werden. Unter den Augen von Arturo Prat tafeln wir im plüschigen Ambiente und konversieren über die Ausbildung, das Schiff, die bevorstehende Reise und vieles mehr. Klar, dass wir auch nicht Linseneintopf speisen!
Am Nachmittag wiederholt sich das Übungsprogramm, während das Schiff gemächlich zwischen ConCon und Laguna Negra kreuzt. Das Wetter bleibt ganz wunderbar und  bietet uns herrliche Ausblicke. Einmal folgt uns eine Schar von Tümmlern springend und lachend über meine Versuche, sie mit der Kamera festzuhalten. Sie bleiben eine wunderbare Erinnerung.
Was mir bei der Reise noch aufgefallen ist? Die drangvolle Enge auf dem Schiff! Die Vorstellung 290 Tage lang in dieser Zwangsgemeinschaft leben zu müssen, ohne alle Privatsphäre,  stellt eine Herausforderung dar! Wir Besucher aber durften uns den ganzen Tag frei auf Schiff bewegen, hatten keine Schwimmwesten an, konnten alles fotografieren, konnten Jeden fragen – welch ein Privileg!
Lästig war nur  der Lärm! Nix karibische Hochsee-Stille! Die Kadetten müsen 16 verschiedene Signale ihres Hauptverständigungsmittels, einer einfachen Pfeife, beherrschen, aktiv wie passiv. Und das üben sie ausdauernd und mit zunächst geringem Erfolg.
Gegen 19.00 Uhr sind wir wieder im Hafen und gehen nach Abschieds- und Dankzeremonien an Land – ein jeder mit seinem leicht schwankenden Gang und einem Herz voller Bilder und Erinnerungen, die darauf warten, den Familien mitgeteilt zu werden.
Was ich den Kindern erst am Tag danach erzählt habe, ist der weniger bekannte Teil der Geschichte: Während der Diktatur lag das Schiff im Hafen vor Anker und wurde als Gefängnis für Regime-Gegner benutzt. Dabei ist es auch zu Folterungen gekommen, deren Nachweis erst 2011 gerichtlich bestätigt wurde. Die Schüler waren erschüttert...

Zum Nachlesen:  www.esmeralda.cl

Montag, 30. April 2012

Wahlsystemänderung

Zur Erinnerung:
Bisher musste man sich in die Wählerlisten eintragen lassen, war dann verpflichtet zur Wahl zu gehen, tat man es nicht, musste man Strafe zahlen. Das hat die Leute nicht gerade beflügelt sich eintragen zu lassen. Man musste auch weite Reisen unternehmen um im Ort der Eintragung in die Wählerliste, wählen zu gehen. Jetzt ändert sich das: Jeder/ Jede steht automatisch in der Wählerliste, kann zur Wahl gehen, muss nicht, wird auch nicht bestraft so er/sie nicht geht. Einziger Haken: der Staat weiß den Wohnort nicht immer, weil es kein Meldegestz gibt. Man muss erst eine Behörde anrufen um die Daten zu aktualisieren..

wieder mal: cambio de la hora

Seit gestern haben wir wieder mal Winterzeit. Der Computer wusste es ja schon lange und war auch nicht davon zu überzeugen, dass Chile erst später als alle anderen Länder Winterzeit hat. Wir konnten es bis zum Schluss nicht glauben, dass die Zeit tatsächlich umgestellt wird. Man schaut immer am besten auf der Seite des http://www.shoa.cl/index.htm nach. Das ist der Servicio Hidrografico y Oceanografico.. Also für die ganz Ungläubigen: Wenn´s  in Deutschland schon Mittagessen gibt, 12 Uhr, dann stehen wir erst auf, 6 Uhr. Witzigerweise hat der shoa auf seiner website die Uhr noch nicht zurück gestellt.

Montag, 16. April 2012

die ersten und noch nicht ohne Andrea Lallanas Hilfe




Es geht nur eine Tasse rein, und alle sind sie schwer. Die blaue Kanne ist die zweite, die ich gemacht habe, noch sehr massiv, da ist auch zuviel Glasur drauf. Es ist immer dasselbe: das erste Modell- Anfängerglück, das zweite missrät, das dritte zeigt dann was man wirklich schon kann. Gießen können alle drei ausgezeichnet.
Das nächste Projekt sind Dosen

Sonntag, 15. April 2012

INGE DUSI










Es gibt ein World Shibori Network :
http://shibori.org/about/art/
Unter dem japanischen Begriff Shibori summiert man verschiedene Methoden Stoffe durch falten, abbinden oder abnähen zu behandeln und dann zu färben. Nicht nur, dass man dadurch unterschiedliche Farbschattierungen erreicht, man kann auch eine Dreidimensionalität herstellen, Farblandschaften bilden.

Inge Dusi, in Deutschland geboren, in Chile aufgewachsen, in München Textilkunst studiert, von 1974 bis 1997 in Costa Rica und Italien gelebt, seither wieder in Chile, entdeckte in Lima im Amanomuseum, http://www.fundacionmuseoamano.org.pe, an präkolumbinischen Textilien eine besondere Färbetechnik, die sie begann zu untersuchen, und die sie seither fesselt. Mit Fullbright konnte sie ihre Kenntnisse in New York erweitern. Inge Dusi gehört zu dem großen Weltverband der Shibori-Künstler, dessen Sitz in Japan ist. Als Dozentin vermittelt sie international ihr Können. Die Liste der Ausstellungen ist lang. Seit gestern sind einige Stücke ihrer Kunst in Vina in der Galerie Modigliani ausgestellt:

Dienstag, 6. März 2012

Montag, 27. Februar 2012

El bodegón cultural de los Vilos
















Samstag Chorkonzert in Los Vilos. Wir sind lustlos, haben schon ziemlich viele runtergekommene
Kulturherbergen gesehen, und los Vilos ist immerhin 200 km entfernt, also 2 Stunden Autobahn. Ausserdem können wir nicht ausschlafen und nicht an´s Meer gehen, denn wir müssen um halb neun fahren, das Konzert findet um halb eins statt, andere im Auto,mitnehmen, Kuchen für nach dem Konzert backen und überhaupt. Aber die cäcilische Pflicht ruft. Ich drücke mich um den Kuchen, mache nur Applecrumble, steh zu spät auf und säuer vor mich hin. Los Vilos ist ein ehemals vielleicht hübscher Ort an der Küste, jetzt ist er so greislich wie alle diese Touristenstädtchen. Was wird da schon der bodegón cultural sein!
Es is halt nieeee so wie wir erwarten.
Zwei Männer, ein Landschaftsarchitekt und ein Architekt, kauften 1997 eine Lagerhalle, vielmehr die Ruine einer Lagerhalle von 1860, die zum Hafen von Los Vilos gehörte. Innerhalb von vier Jahren restaurierten sie die Halle, bauten passende Gebäude an und konnten ab 2001 über Ausstellungsräume, einen kombinierten Ausstellungs-und Verkaufsraum für die hier entwickelte und hergestellte Keramik , einen Veranstaltungssaal und verschiedene Seminarräume verfügen. Ausserdem gibt es eine Gartenanlage mit Wintergarten und ein Café. Für Schulklassen werden Kurse für Umweltschutz und Kunst angeboten. Die Kinder interessieren ihre Eltern für das Projekt, und so wächst die Stiftung, die nur privat finanziert wird. Die Initiative schafft Arbeitsplätze und regt Jugendliche zu Ausbildungen an.
Für Künstler gibt es die Möglichkeit eines Arbeitsaufenthaltes. http://www.bodegonlosvilos.cl/
Der Chor war also eingeladen hier zu singen. Vorher bekamen wir im Garten neben dem Wintergarten Kaffee und Kuchen serviert. Wir haben uns bemüht schön zu singen und unserem Dirigenten Marco Dusi alle Ehre zu machen.