Mittwoch, 24. Oktober 2007

Was tust Du den ganzen Tag, Katharina?

Also, ich stehe um 6 Uhr auf, wenn der Wecker nicht aufhört zu fiepen, dann geh ich runter in die kalte Küche und fülle aus der großen Wasserflasche Wasser in den Wassertopf, das Leitungswasser schmeckt einfach greislich nach Chlor, damit der Bernhard seinen Aufwachtee bekommt. Dann mach ich Frühstück für uns, mittlerweile im Salon, mit Gänsehaut, für Bernhard Tee, Müsli und Brot,für mich heißes Wasser Obst und Brot. Wir frühstücken, und nachdem ich Frühaufsteher bin quatsch ich wie ein Wasserfall beim Bereiten des Pausenbrotes mit Schinken, bis der Gatte genervt aufgibt und in die Schule fährt. Als treue Ehefrau winke ich hinterher, im Schlafanzug, damit die Bewohner rundum in den Hochhäusern auch was davon haben. Dann sprenge ich den Rasen, das hat der Gärtner befohlen, damit das frisch gesäte Gras keimt. Dann gieß ich die einzelnen Pflanzen mit den 10 l Wasser, die sich über nacht unter den undichten Wasserhähnen angesammelt haben und füttere die Gartenvögel mit Krümeln, tierschützerisch nicht vertretbar, aber weil´s halt so schee is. Jetzt bin ich so gut durchgekühlt, dass ich die heiße Dusche brauch. Nach selbiger, frisch gekleidet und aufgeschnatzt hol ich mein Laptop und schau was Ihr so schreibt, wen ich von der Arbeit abhalten kann, weil er auch Skype hat, und was in der Welt , sprich in Weilheim vorgeht, z.B. dass der Wintereinbruch die Fußballer in´s Abseits gestellt hat, und dass amerikanische Künstler in Polling unter Grasskampscher Führung und japanische Jungbauern in Peißenberg waren. Dann räum ich mal die Bude auf und spül ab, Ihr glaubt es nicht, auch mit wenigen Dingen bringe ich einen Verhau zustande. Nachdem alles Wischeln und kehren nicht hilft, brauch ich doch einen Staubsauger, den hab ich mir vorhin besorgt, er ist klein und nett und quietschgelb und kommt aus Japan, er wird heute nachmittag gebracht. Dann hab ich mir einen Imbiss bereitet, Bernhard isst entweder sein Pausebrot oder Nährschlamm in der Schule. Jetzt warte ich auf den Staubsauger .Die Wäsche hab´ich in die Wäscherei gebracht, weil wir noch keine Waschmaschine haben, und es ist die Frage, ob es nicht so auch geht, die Wäschereifrau ernährt, glaub ich, mit ihrer Wascherei eine 5-köpfige Familie. Nachher muss ich noch Wolle besorgen, weil, nämlich am Wochenende fahren wir weg, das Direktorat hat eine Mammutsitzung auf einer Rancho alemán in Colliguay http://www.ranchoaleman.cl/, und die Gattinnen fahren mit, und wenn´s da auch so neblig- trüb- kalt ist wie hier, strick ich an meinem Schultertuch weiter.
Am frühen Abend kommt der Gatte heim, grau im Gesicht und braucht jetzt erst recht keine munteren Reden seiner schwerhörigen Frau. So kommen wir auch auf die deutsche tägliche Durchschnittsredezeit von Ehepaaren von 5 Minuten. Am Abend schlupf ma in Anzug und Kostümchen, weil jetzt gibt´s ne Veranstaltung zum 150-jährigen Bestehen der Schule, heute eine Kunstausstellung der Kunstkollegen im Palacio Carrasco. Dann sind wir noch zum Abendessen eingeladen, das ist sehr angenehm und lieb. Nach dem Heimkommen haben wir 20 Sekunden Zeit die Alarmanlage abzustellen, sonst fängt sie hörgerätbetäubend an zu pfeifen, dann bereite ich Wärmflaschen, wer uns besucht bekommt auch eine, und wünsche meinem Mann eine gute Nacht. Der sitzt noch ein bißchen und bereitet den nächsten Tag vor, während ich schon von Lamas in Garten träume. Tja, das tu ich den ganzen Tag! Abrazo!K

Montag, 22. Oktober 2007

RUT PS

Hurra, wir haben eine, seit heute!

RUT

RUT, das heißt numero de identificacion tributaria, eine Steuernummer, die jeder hier haben muss, jeder Chilene hat sie von der Wiege bis zur Bahre. Ohne sie bekommt man weder Wohnung noch Arbeit, noch Telefon. Es dauert ungefähr 5 Wochen bis man als Ausländer diese Nummer erhält. Ohne sie kann man keinen Vertrag unterschreiben, kein Auto bestellen, keine Kundenkarten beantragen, sich nix liefern lassen. Es gibt aber nette Menschen, die einem ihre RUT leihen, so kamen wir zu Festnetz- und Internetanschluss. Auch die Maklerin hat uns das Versprechen abgenommen, die Nummer nachzuliefern. Will man als Ausländer mit der Kreditkarte bezahlen, muss man wenigstens seine Passnummer angeben. Jeder kann seine RUT auswendig hersagen, weil er sie so oft braucht. So müssen wir uns leider bisher die ganzen wunderbaren Sammelpunkte im Supermarkt entgehen lassen, aber wartet nur, balde!

Samstag, 20. Oktober 2007

das Haus

Also, jetzt will ich mal Eure vielleicht nicht vorhandene Neugier befriedigen und das Has beschreiben. Die Straße, an der es steht geht von einer großen vekehrsreichen Straße ab. Das Haus steht etwas zurückgesetzt, hat günstigerweise eine Einfahrt. Daneben befindet sich ein englischer Kindergarten, betrieben von einer Dame aus Kalifornien, es gibt übrigens viele englische Kindergärten hier, z. B. "sweet home". Durch ein mit Stacheldraht versehenes Tor betritt man den Vorgarten. Das Haus ist weiß und auf dem Dach liegt Wellblech, das war wohl mal schicker beim Renovieren als die früheren Mönch-Nonne Ziegel, ausserdem hat Wellblech Tradition, weil das früher als Schiffsballast verwendet wurde. Dann kommt die Haustüre. Sie ist aus Holz, ca 8 cm dick, mit Eisen beschlagen und hat drei Sicherheitsschlösser. Jetzt steht man im Flur, links gehts zur finsteren kalten Küche weg, mit sehr einfachem Hausmädchenzimmer, das wird die Werkstatt. Vor einem ist der Salon mit Kamin und Parkett. Von hier aus kann man auf die Terrasse gehen. Die meisten Fenster sind aus Aluminium, mit Eisengittern innen. Die Fenster sind nicht dicht, das ist hier so. Vom Flur aus geht man eine Treppe hinauf und auf dem Absatz gibt es ein kleines Gästezimmer. Eine weitere Treppe führt zu einem kleinen Vorplatz , drei Zimmern und einem Bad mit heruntergekommener Installation. Alles ist lidschäftig aber ganz nett. Im Garten gibt´s ein Schwimmbad, das aber noch nicht gerichtet ist. Der Garten wird von einem Gärtner gepflegt, von dem erzähl ich ein andermal, er ist sehr autoritär. Das war´s für heut! Eure K

Freitag, 19. Oktober 2007

Umgezogen!

So, Leute, die Verbindung zur Welt ist wieder hergestellt! Wir haben eine Adresse, Internet, und ab morgen Telefon. Jeder bekommt´s extra. Vor 8 Tagen sind wir also mit Sack und Pack in das Häuschen gezogen. Merkwürdigerweise hatte sich unser Graffel schon um einen Koffer vermehrt, also genauer um die Menge eines Kofferinhalts, z. B. um eine Teekanne und um den mejor Tostador. Ausserdem hatten wir uns Luftmatratzen zugelegt, nicht ahnend, dass wir in der ersten Nacht fast erfrieren würden, so ausgekühlt ist das Haus noch. Na , inzwischenn ist´s schon besser, gehüllt in warme Pullover und Decken und mit einer morgendlichen heißen Dusche, mit Joggen im Haus kommt man auf Trab. Ja, und seit gestern haben wir alle Anschlüsse an die Welt. Morgens angemeldet, mittags kam der zuständige Handwerker schon um die Kabel zu verlegen, hat drei Stunden gearbeitet und alles war perfekt. Ab morgen gibt´s dann wieder richtige Berichte. Hasta luego!

Mittwoch, 10. Oktober 2007

viele kleine Jobs

Von den Ampelkünstlern habe ich schon erzählt. An den Ampeln gibt es auch andere Möglichkeiten zu arbeiten. Da gibt´s die Scheibenwäscher, Männer und Frauen, die mit einer großen Flasche Wasser und einem Wischschwamm arbeiten, keine Ahnung wie das Ding heißt, das auf einer Seite einen Schwamm hat und auf der anderen Seite Gummi zu Wasser abziehen. Diese Damen und Herren arbeiten blitzschnell, höflich und gründlich. Man zahlt soviel man möchte. Samstags und Sonntags gibt es die Zeitungsverkäufer, die mit einem großen Bündel Zeitungen an den Bauch gepreßt von Auto zu Auto gehen, sehr praktisch. Dann hat´s da die Süßigkeitenverkäufer, die sich auch zwischen den Autos durchschlängeln. Außerdem gibt es die Immobilienwerbezettelverteiler, meist hübsche Mädchen, die zur Besichtigung von Wohnungen einladen, immer nur am Wochenende. Ja, und dann gibt es die große Gruppe der Parkplatzeinweiser. Sie haben meistens ein Zertifikat umhängen, zeigen einem einen Parkplatz, den man auch so gefunden hätte, passen ein bißchen auf das Auto auf, und wenn man möchte, waschen sie das Auto auch, wenn man will auch innen. Sie sind sehr emsig, höflich, freundlich, auch hier ist der Beitrag so hoch wie man möchte. In allen Supermärkten stehen Jugendliche hinter den Kassen, packen die Sachen ein, und hoffen auf eine Taschengeld-Aufbesserung.Sie haben eine Art Uniform an , je nach Supermarkt. Am Wochenende sind so viele da, dass sie zu zweit und zu dritt arbeiten. Jetzt hab ich, glaub ich, fast alle Jobs beschrieben, ausser den Losverkäufern, den Tempotaschentuch- und Pflasterverkäufern, den Karaokesängern am Straßenrand, den Schuhputzern, den Gitarrenspielern und den Handleserinnen, die scheinen aber eine Kategorie für sich, wenn mich nicht alles täuscht, kommen sie nicht aus Chile.

Sonntag, 7. Oktober 2007

El mejor Tostador del mundo, der beste Toaster der Welt

Wie Ihr vielleicht wißt wird hier vorwiegend mit Gas gekocht.Ja, und da gibt es ein Gerät zum toasten von Brot und Semmeln. Das ist ein viereckiges Blech, ich nehme an Weißblech, rostfrei ist es nicht, mit einer Zarge und einem abklappbaren Griff. Quer über das Blech sind Drähte gelötet. In dem Blech sind Löcher. Das Blech legt man auf den Herd, auf die Flamme. Brot oder Semmel drauf und abwarten. Sehr aufmerksam sein, die Rauchentwicklung beachten, sonst Kohle. Patent ist aus den USA, wirklich sehr praktisch!

Samstag, 6. Oktober 2007

Día de la Unidad Alemana,Tag der Deutschen Einheit in Valparaiso en el Club Alemán

Anlässlich de Tages der Deutschen Einheit veranstaltete der Deutsche Verein in Valparaiso zusammen mit der Honorarkonsulin der Bundesrepublik Deutschland, Frau Helga Behrend, einen offiziellen Empfang. Zu diesem Empfang war auch der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland, Herr Dr. Peter Scholz geladen. Der Deutsche Verein wurde 1838 gegründet. Er besitzt ein großes Haus mit einem großen Saal im ersten Stock. Im Parterre hängt ein riesiges Bild mit einem Schiff, auf dem Treppenabsatz im ersten Stock steht eine große bronzene Bismarckbüste. Vor dem Eingang zum Saal zahlte man seinen Kostenbeitrag und bekam ein schwarz-rot-gelbes Schleifchenangesteckt. Es kamen ungefähr 200 Menschen.Im Saal waren die Stühle in Form einer Ellipse angeordnet, einer Ellipse mit Lücke für die Rednertribüne. Links der Tribüne steht die chilenische Fahne, rechts die deutsche. Zu Musik vom Band sangen wir erst die Chilenische Nationalhymne, dann die Deutsche. Herr Dr. Jan Karlsruher, Präsident des Deutschen Vereins Valparaiso sprach die einführenden Begrüßungsworte. Dann spielte das Orquesta Juvenil del Conservatorio de la PUCV (Pontivicia Universidad Catolica de Valparaiso) ein Flötenkonzert von Vivaldi unter der Leitung der Gründerin des Orchesters, Heike Scharrer, einer Geigerin. Anschließend Die Rede der Deutschen Konsulin der V. Region, Frau Behrend, zur Geschichte der Wiedervereinigung, zur Einmaligkeit dieses Ereignisses. Dann die Strausssche Pizzicato polka. Anschließend die Rede des Botschafters, Dr. Scholz, der von Santiago mit seiner Mitarbeiterin, Frau Monika de Salazar, hergedüst war. Er gab nochmal ,in freier Rede, einen historischen Abriß der Wiedervereinigung. Leider muß ich immer aufpassen, dass ich zuhör, weiles doch sehr viel zu sehen gibt. Dann wieder Orchester, Mozart, Divertimento N1. Dann noch eine wohl vorher nicht geplante Rede eines vom Fall der Mauer sehr berührten Herrn, der erzählte wie er eigenhändig Stücke mit dem Hammer aus der Mauer geschlagen hatte, aus zwei Armierungsstücken hatte er ein Kreuz gebastelt, das er der Frau Konsul verehrte. Dann spielte er noch auf der Mundharmonika " Ich hatt einen Kameraden", begleitet vom Summen einiger Menschen aus dem Publikum. Na, und dann gab´s Cocktail im Saal nebenan, das heißt Häppchen und Getränke, dargeboten von hübschen jungen Mädchen. Die ersten Häppchen hatten die Größe und Form der alten 5.-DM Stücke und waren so wunderschön geschmückt mit klitzekleinen Gemüse, dass man sie einfach als Broschen oder Ohrringe hätte anstecken können. Und dann lernten wir unendlich viele Menschen kennen, na ,und wie beim Kim-Spiel versuchten wir sie uns alle zu merken, was leider nicht gelang . Aber Ihr werdet sehen, dass wir an den nächsten Abenden noch Gelegenheit haben werden. Beso für heut! K

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Tag der deutschen Einheit

Also, heute wurde in der Schule der Tag der deutschen Einheit gefeiert. Bernhard musste die Rede dazu halten. Das Ganze fand auf dem Sportplatz unterhalb der Schule statt. Grosse Bündel mit gasgefüllten Luftballons in schwarz, rot und gelb waren aufgehängt an den Fußballtoren. Alle Kinder saßen in ihrer Schuluniform auf den Stufen der Naturtribüne, Lehrer und Anhängsel konnten auf Aurora, dem globalen weißen Plastikstuhl Platz nehmen. Das Blasorchester/Bigband der Schule spielte die chilenische Nationalhymne, dann das Deutschlandlied, und was mein Mann ist, der kann das natürlich , und ich konnte mich an die chorgeübte Schmetterstimme anhängen. Na, dann hat der liebe Bernhard kluge Worte, wie nicht anders zu erwarten, zur deutschen Einheit und zum gebrochenen Verhältnis unserer Generation zu Nationalgefühlen gesprochen. Dann gab´s eine Aufführung einer Grundschulklasse "Der Wolf und die 7 Geißlein" , eine Turnaufführung, Fingerhakeln, dass einer der beiden Schüler vor Schmerz geweint hat, würschtelschnappen (erinnert Ihr Euch auch mit Grausen daran?), deutsche Volkslieder und Luftballon steigen lassen.Vor der Tribüne gibt´s eine Sandbahn, d.h. das muss Sand mit Asche gemischt sein, so grau wie er ist. Na,und in der ersten Reihe saßen die Kindergartenkinder, und angesichts eines derartig riesigen Sandkastens kann man es nicht lassen ordentliche Staubwolken aufzuwirbeln.
Für die Lehrer gab´s dann noch deutsche Würste mit Brezen. Gute Nacht!

Montag, 1. Oktober 2007

Taxis

Es gibt 2 Sorten Taxis, die normalen und die colectivos. Die normalen Taxis sind schwarz mit gelbem Dach wie in Barcelona und fahren wohin man will. Die colectivos fahren bestimmte Strecken, haben einen Festpreis und man sitzt zu mehreren drin. Innerhalb der Strecke wird jeder da rausgelassen wo er möchte. Allerdings fährt man manchmal lange Strecken, wenn der, der früher eingestiegen ist weiter weg raus will. Maximal 4 Personen können mitfahren.
Naja, ich denke Michael Schuhmacher könnte vor Neid erblassen, würde er der Fahrkünste dieser Taxifahrer ansichtig.

microbus

Es gibt ein sehr gutes Bussystem: Es gibt Überlandbusse und Stadtbusse. Vorne gibt es ein Schild im Fenster mit der Richtung bzw dem Ziel. Der Busfahrer lebt von der Anzahl der verkauften Fahrkarten. Das bedeutet, dass alle Busse mit einem Affenzahn fahren, weil jeder als erster an einer Haltestelle sein will. Es gibt eine Vorschrift, dass immer nur maximal 3 Busse hintereinander fahren dürfen.Auf Handzeichn halten sie auch an anderen Stellen und man kann auch unterwegs darum bitten, dass der Bus hält und einen rauslässt. Die Busse sind nicht gerade neu, aber sehr funktionstüchtig, und wie gesagt, man kann damit fast Rennen fahren.