Donnerstag, 29. November 2007

Cafés, 2. Dona Javiera




Dieses Café befindet sich an der Libertad und ist nicht besonders schön. Tische, blauePlastikstühle, und blaue Sonnenschirme stehen davor und laden dazu ein bei tosendem Verkehr seinen Kaffee zu trinken. Wenn der Wind stark weht, dann fliegt die ganze Chose weg, das stört aber keinen großen Geist.Vor den Fenstern stehen große Truhen mit Steckerleis. Drinnen darf geraucht werden, im Parterre gibt es 5 Tische, im Keller auch nochmal. Betrieben wird das Café von Dona Javiera, die ist aber nicht da. Dafür ihre netten Angestellten. Ein Ehepaar, er steht an der Kasse, sie bereitet den Kaffee an der Gaggia. Es gibt noch eine Senora , die den ganzen Tag abspült. Zum Kaffee isst man süßen Kuchen, z.B. Apfelstrudel . Wenn es nachmittags ruhiger wird, dann fängt der Mann an, die Kunden zu zeichnen, ganz heimlich, und schenkt ihnen das Werk dann, vielleicht.

Raten - Cuotas, Puntos, Tarjetas

Ob das in Deutschland auch so wird? Man kann alles in Raten zahlen, alles! Die Kundenkarte ist gleichzeitig eine Kreditkarte, und man kann einfach überall Kundenkarten bekommen. An den Kassen wird man immer gefragt ob man Punkte sammelt, ob man bar zahlt, ob man, wenn man mit Kreditkarte zahlt, in einer cuota zahlt. Sogar in der Apotheke bin ich neulich gefragt worden bei einem Betrag von umgerechnet 2 €, ob ich alles auf einmal zahle. Man kann jetzt einen Weihnachtsbaum aus Plastik, fertig dekoriert, in 12 cuotas zahlen. Selbstverständlich wird er dann teurer. Die cuotas sind natürlich festgelegt, und in jedem cuota- Haushalt muss meisterhaft jongliert werden. Auch Gas, Wasser und Strom können in Raten bezahlt werden. Ich stelle mir vor, dass man langsam eingesponnen wird in ein Netz von Schulden. Diesmal nicht lustig, eher unheimlich.

Dienstag, 27. November 2007

Foto? Foto!

Man kommt zu einer Veranstaltung, egal zu welcher, und man kommt pünktlich, und schon wird man fotografiert. Man sieht am besten etwas gringomäßig aus wie wir, oder man ist sonstwie auffällig. Denn fotografiert werden muß man. Die Damen, meistens sind es Damen, arbeiten im Team. Die eine fotografiert, die andere schreibt die Namen auf einen Block.Das ist gleichzeitig Werbung für die Veranstalter. Deshalb waren neulich die fotografierenden Damen in güldene Hosenanzüge gehüllt. In fast jeder Zeitung, in fast jeder Zeitschrift gibt es eine Seite mit Fotos von Veranstaltungen.Es spielt keine Rolle, ob die immer ganz aktuell sind.Immer sind es kleine Fotos nebeneinander,immer sind zwei, drei ,vier Leute nebeneinander drauf, die in die Kamera grinsen, und immer stehen die Namen darunter. Schaut Euch mal den Condor, http://www.condor.cl/an, is sogar auf deutsch. Foto!

Zum zweiten mal Hündchen, perritos oder streunen bildet


Ich weiß schon, igitt, streunende Hunde, sie haben die Krätze, sind hungrig, nervig, bellen, liegen überall rum, hinterlassen ihren Dreck,gehen bei rot über die Straße und trotzdem gefallen sie mir. Am Sonntagmorgen lagerten fünf verschiedene, braun-weiß, schwarz-weiß, schwarz, Hunde vor dem Eingang von Santa Isabel und warteten geduldig, ob es nicht einen mitleidigen Menschen gäbe mit essbarem in der Tüte. Sie sind schlau, diese Hündchen, nicht aufdringlich, sie warten einfach ab. Nachts pilgern sie die Straßen entlang, sehr zum Ärger der Hunde in den Gärten, die fast einen Nervenzusammenbruch bekommen vor Neid, jagen Katzen und finden das Leben offenbar ganz annehmbar. In der Calle Libertad gibt es einen Schäferhund, der den größten Spass daran hat hinter Rädern und Motorrädern herzuflitzen. Nie kommt er ihnen in die Quere, er rennt einfach auf der anderen Spur , weicht geschickt allen Autos aus und bellt dazu. Nach einiger Zeit dreht er erschöpft mit hängender Zunge um. Viele Leute haben Hunde, solche gewaschenen, frisierten, geschorenen gepflegten Maskottchen. Hier um die Ecke wohnen drei Pudel dieser Art, die stundenlang vor dem Haus auf dem Rasen gehütet werden. Ihnen darf selbstverständlich kein verflohter Straßenköter zu nahe kommen. Manchmal wird man von einem Hund begleitet, ganz unaufdringlich, als hätte er den Job. Eines Tages saß ein Hündchen, so ein Kurzhaar, weiß, braun, schwarz mit Krakeelstimme, bei uns im Garten und fand es hätte Hunger. Es nahm eine alte Semmel und verschwand wieder, ich nehme an, dass es sich unter der Gartentür durchgequetscht hat. Zum Glück gibt es jetzt ein Programm, dass die streunenden Hündinnen eingefangen und sterilisiert werden, damit man die Vermehrung wenigstens nicht fördert. Man wird jetzt bestraft, wenn man seinen Hund aussetzt, die Frage ist nur wie man herausbekommen will wer der Eigentümer ist, ohne Chip, ohne Meldegsetz, ohne Hundesteuer.

Freitag, 23. November 2007

El Maestro Jardinero, der Gärtner

Ich hab ihn nicht gesucht, er hat uns gesucht und mir klar gemacht, dass wir ihn und seine Künste für den kleinen Garten brauchen, weil er der Meister Gärtner ist, weil er schon bei den Vorgängern gearbeitet hat, weil er nebenan im Kindergarten arbeitet und weil er das Handwerk beherrscht. Aha. Jetzt kommt er also alle 14 Tage mit der Schubkarre, die beladen ist mit einem Benzin-Rasenmäher, so ein Modell an einer Stange mit einer Plastikschnur, die die Grashalme wegreisst, einer abgebrochenen Plastikkehrichtschaufel, einem Spaten, einer Hacke und einem leeren Sack für die Abfälle, und macht mir klar, was ich wieder alles falsch gemacht habe. Er mäht den nur spärlich vorhandenen Rasen, schneidet die Büsche, pflanzt die von mir gefälligst gekauften Pflanzen und nörgelt. Heute hat er mir beigebracht wie wir zu gießen haben, der Rasen soll praktisch ertrinken, man soll mit dem Fuß drauf patschen können. Mit Trinkwasser! Da blutet mir das Ökoherz! Er muss mir alles 10 mal erklären, weil ich ihn so schlecht verstehe, erstens weil er nur wenige Zähne im Mund hat und deshalb sehr undeutlich redet, zweitens, weil er zum mähen einen Mund-Nasenschutz vorbindetund den natürlich nicht abnimmt. Eigentlich hat er gar keine Zeit zum reden, weil´s ihm pressiert, das ist sehr ungewöhnlich hier, und weg isser.

Dienstag, 20. November 2007

Chile und Deutschland

Wir werden abends mitgenommen im Auto nach Santiago zum Empfang des Deutschen Botschafters anlässlich des Besuchs des deutschen Wirtschaftsministers Michael Glos in Chile. Herr Glos hat ein großes Vertragsprogramm innerhalb einer Woche in Südamerika zu absolvieren. Wir partizipieren, indem wir aus diesem Anlass gespeist und getränkt werden , im Garten der Residenz des Botschafters in einem schönen Viertel Santiagos. In Santiago war es gestern heiß, am Abend noch 27 Grad. Wir schmettern wieder die Hymnen, das heißt, Bernhard kann mittlerweile den Text der chilenischen Hymne, ich erkenne immerhin schon die Melodie. Wir ratschen uns so durch, Herr Glos ist noch nicht da. "woher kommen Sie, wie lange sind Sie schon in Chile, oh mein Gott wie ist es heiß heute, aber die wunderbaren Bäume geben Schatten, an welcher Schule sind Sie, Zweitvermittlung, mitausgereister Partner, Partnerin, gefällt Ihnen Chile, wo bleibt der Minister, Prost, wie interessant, sind Ihre Kinder in Deutschland geblieben, es gibt auch Weissbier, wie braun Sie schon sind, der letzte Winter war sehr kalt hier, Sie sprechen sehr gut Spanisch, haben Sie das erst hier gelernt, bitte können wir ein Foto machen, darf ich mich vorstellen," den Subtext überlasse ich Eurer Phantasie. Dann spricht der Botschafter, Dr. Scholz, ein erfahrener Diplomat, der ausgezeichnet Spanisch spricht. Dann Herr Glos, der inzwischen eingetroffen ist, mit dem uns so vertrauten unterfränkischen Akzent. Im Gefolge des Ministers befindet sich auch Alexander Dobrindt, wirtschaftspolitischer Sprecher der CSU Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Bundestagsabgeordneter unserer Heimat, und ehemaliger Schüler von Bernhard, is aber scho zwanzg Jahr her, jedenfalls hat der Herr Dobrindt den Herrn Kerscher nimmer kennt und war ziemlich überrascht. Ausserdem war Wladimir Klitschko, ja, ja, der ukrainische Boxweltmeister, da, der reist gerade mit Herrn Glos mit, warum , ma weiß nicht. Dann sind wir wieder nach Vina gepest, nachdem wir uns artig bedankt hatten.

Donnerstag, 15. November 2007

ServiPag

ServiPag is klasse, ServiPag is überall, jeder kennt´s, deshalb hat´s uns keiner gesagt. Also, es gibt hier viele Menschen, die kein Bankkonto haben aber ihre Rechnungen zahlen müssen. Sie gehen zu ServiPag, meist in einem Supermarkt, im Eingangsbereich, ein kleines gut geschütztes Kassenhäuschen mit einer höflichen Dame am Computer,. Man steckt seine Rechnung durch den Schlitz und das Geld dazu, die Dame kassiert und stempelt die Rechnung, wenn die Firma , die das Geld bekommt online ist. Heute konnte ich die Wasserrechnung nicht bezahlen, weil die Wasserfirma offline war. Es gibt viele Menschen, die ein Bankkonto haben, aber deren Firma nicht überweist, sondern ihnen einen Scheck gibt. Diesen Scheck können sie bei ServiPag einlösen, natürlich auch bei ihrer Bank, aber die Banken haben ungünstige Öffnungszeiten, nur von 9-14 Uhr, ServiPag hat vormittags, nachmittags und samstags geöffnet, und davor eine Schlaaange, eine laaaange!

Santa Isabel te conoce Die Heilige Elisabeth kennt dich

Santa Isabel ist eine Supermarktkette und gehört zum Supermarktkonzern Cenosud . Santa Isabel hat jetzt bald Weihnachten und verkauft fertig dekorierte Plastikweihnachtsbäume für umgerechnet 45 €. Da japst das deutsche Herz nach Luft, wenn ehemals erzgebirgische Miniaturnussknacker chinesich baumeln. Ausserdem gibt es große weihnachtlich bedruckte Dosen mit dänischen Keksen, die Ihr auch alle kennt. Santa Isabel kennt mich und hat natürlich auch viele andere Sachen. Man betritt den Supermarkt und ein netter Herr von der Security öffnet das Gatter für den Wagen nebst Senora. Die beiden ersten Regale fallen dem europäischen Menschen sofort ins Auge. Da steht der gute Händelmaier Senf neben der Schwartau-Marmelade und der Pumpernickel neben der italienischen Lasagne. Auch Melitta Kaffee gibt´s für den deutschen Gaumen.Der chilenische liebt eher Nescafé. Nun fange ich an zu sammeln was ich so brauche: packe Gemüse und Obst in Tüten, die mir dann von einem höflichen Knaben gewogen und verknotet werden und mit Preis beklebt. Dann geht´s vorbei an der Torten-Kuchentheke mit großen Mengen Sahnetorten, zur Semmel-Brot-Auslage. Man füllt mit Zangen verschiedene Sorten Semmeln, mit Salz ,ohne Salz, mit Kleie ,ohne Kleie, in Tüten und lässt sie, diesmal von einer schönen Dame, wiegen und bepreisen. Von den Semmeln aus hat man durch eine Glasscheibe die Möglichkeit den Bäckern beim Backen zuzusehen. Brot ist ein Grundnahrungsmittel und wird subventioniert. Dann gehe ich weiter zur Käsetheke. Da gibt es nicht die Vielfalt wie in Europa. Hauptsächlich wird eine Art Butterkäse gegessen, etwas junger Ziegenkäse und Frischkäse. An der Wursttheke gibt´ois was der deutsche Ranzen begehrt. Ausserdem Oliven, eingelegtes Gemüse. Weiter zum Fleisch, das Superhuhn, das Superschwein, sie liegen da in großen Teilen neben dem großen Brocken Rindfleisch. Man merkt, dass wir in einem Asado-Land sind, dass die Familien groß, und dass es beliebt ist sonntags zum Grillen zu fahren. Weiter zum Fisch, den man wie überall kochfertig hergerichtet bekommt. Jetzt hätt ich gerne Joghurt mit nix drin, denkste, musste lange suchen. Es gibt, nestle sei dank, große Mengen Joghurt mit jedem nur möglichen Geschmack, frei von Frucht, natürlich, dafür angereichert mit vielen vielen Zusatzstoffen, auch das mit nix drin hat Zusatzstoffe. Milch suche ich vergebens im Kühlregal. Findigen Menschen ist es wie in Europa gelungen, Milch herzustellen, die fettfrei, lactosefrei, geschmacksfrei aber dafür 100 Jahre haltbar ist. Zu dieser greislichen Milch hat Santa Isabel auch keine Alternative. Also jetzt Butter: fast nur gesalzen, jedenfalls hab ich 6 Wochen gebraucht um Butter ohne Salz zu finden. Trappistinnen in Quilvo kochen Marmelade, die Santa Isabel verkauft, die einzige Marmelade, die aus Obst und Zucker besteht und nicht noch köstliche Konservierungschemikalien enthält. Ach ja, Wasser brauch ich noch für Tee, zum trinken, zum kochen, es is a Kreiz. Ab zur Kasse, wo die schon erwähnten hübschen Pack-Knaben stehen. Alles auf´s Band, nein ich sammle keine Punkte, nein ich habe keine Kundenkarte, ja, die einzelnen Pesos können an den Fond für was weiß ich wen obdachlosen verwaisten, verarmten gehen. Hier Dein Trinkgeld, musst Du nicht in die Schule? Nee erst später, jetzt ist Mittagspause. Aha! Ciao! Santa Isabel me conoce?

Sonntag, 11. November 2007

Kermesse in Limache

Senor Walter Bade hatte zwei Söhne, die beide im ersten Weltkrieg als deutsche Soldaten um´s Leben kamen. Weil er etwas für die Jugend tun wollte, schenkte er der deutschen Schule Valparaiso ein 5 Hektar großes Stück Land in Limache, einem Ort in den Hügeln etwa 50 km entfernt von Vina del Mar. Dort wurde ein Ferienheim für die Schule gebaut mit Restaurant Viele Klassen halten sich dort immer wieder auf, eine Lehrerin wohnt immer dort. http://www.dsvalparaiso.cl/ale/ferienheim.htm Das Grundstück ist mit vielen wunderbaren großen Bäumen bepflanzt, die jetzt gerade frisches grünes Laub tragen und blühen. Auf diesem Gelände findet die Kermesse derDeutschen Schule Valparaiso alle zwei Jahre statt. Kermesse, Kirmes, Kirchweih ois des gleiche. Das ganze Fest ist ein Geschenk der gesamten Schulgemeinschaft an die Öffentlichkeit. Es dauert von morgens 11 bis nachts um eins. Zwei Wochen vor der Kermesse beginnt der Aufbau der"Stands"Jeder Stand hat seinen Namen. Heuer war jedes Häuschen einem Bundesland gewidmet und entsprechend dekoriert. Bernhard hatte im Bierstand Dienst, Mecklenburg-Vorpommern gewidmet.An den Ständen gibt es Speisen und Getränke, mit Ausnahme von Pisco Sour, einem chilenisch-peruanischen Getränk aus Pisco, Zitronensaft, Zucker, Eiweiß und Eis, deutsche Speisen, zum Beispiel am Bayern-Stand Hot Dog. Ein anderer Stand hatte Leberkäse . Dann gab´s noch Fleischspieße, Brathuhn, Gulaschsuppe und als chilenische Dreingabe Empanadas, das sind gefüllte Teigtaschen. Ein ganzer Lastwagen voll mit von Müttern gebackenen Kuchen wurde benötigt um die Kaffee- Bude, Baden Württemberg, auszustatten. Ausserdem gab es Darbietungen verschiedener Gruppierungen der Schule, wie Musik der Bigband, Märchenspiele, Modenschau, Tänze auf der Bühne oder auf einem großen Platz davor, zum Beispiel die Kindergartenkinder mit deutschen Volkstänzen. Zwischen den Darbietungen lief eine CD mit deutschen Liedern und volkstümlicher deutscher Musik.. Die letzten drei Stunden gab´s trommelfellzerschmetternde Disco. Für die jüngeren Kinder wurden Spiele vorbereitet, Kegeln, nassen Schwamm werfen, Springseil springen, mit Salzteig kneten, Rutsche, Auch da war jeder Stand geschmückt mit Bildern der Kinder zu den einzelnen Bundesländern. Das Wetter strahlend schön, nachdem es zwei Tage lang neblig, regnerisch und kalt gewesen war. Dann gibt es noch die Kassenhäuschen an denen man die Bons für das Essen kaufte, das wirklich sehr billig war. Ein Kassenhäuschen wurde im Lauf des Tages überfallen, aber nachdem alles bewachtwurde, war´s erfolglos. Etwa 10000 Besucher wurden erwartet, wieviele es dann wirklich waren, weiß ich noch nicht, jedenfalls war der ganze Platz voll Menschen, das Essen hat gerade gereicht. Mindestens 20 Leute waren ehrenamtlich mit der Vorbereitung des Fests beschäftigt, den Tag über haben pro Stand mindestens 15 Leute abwechselnd gearbeitet, immer vier oder 5 gleichzeitig. Es gab keine Betrunkenen. Unter 18 bekam man eh nix Alkoholisches, und die meisten waren mit dem Auto gekommen. Mei Dirndl hab i fai ned ozong.

Freitag, 9. November 2007

Der Markt, die Feria

Der samstagund mittwochs stattfindende Wochenmarkt wird im zum Teil ausgetrockneten, unglaublich staubigen Flussbett aufgebaut. Man parkt gleich daneben,wieder unterstützt von Parkplatzanbietern,auch im Flussbett. Junge Männer mit grünen Überwürfen auf denen steht, dass sie Markthelfer sind, bieten einem an, die Sachen, die man einkaufen wird, zu tragen. Die Marktstände und die Gänge sind mit großen Planen überdacht. Die Gänge zwischen den Marktständen sind so breit, dass in der Mitte noch jemand stehen kann, der andere lebensnotwendige Sachen aus einer Kiste verkauft, zum Beispiel hölzerne Kochlöffel, Nudelhölzer, hölzerne Zitronenpressen, oder die zum einkaufen notwendigen großen Plastiktaschen. Der Markt beginnt mit den Fischständen. Es gibt frische Fische, meist Reineta, Merluza, Lachs und jede Menge Muscheln, alle Fische werden noch am Stand gesäubert, kochfertig hergerichtet. Dann gibt´s einen Wagenstand mit Geflügel.Anschließend kommen die Gemüse-und Obststände zur Zeit mit Bergen von Artischocken, Erdbeeren, Zitronen, Orangen. Es herrscht ein unbeschreiblicher Lärm, weil jeder seine Waren in lautem Singsang anbietet. Dazwischen sind Stände mit Trockenfrüchten, Mandeln und Nüssen. Am Schluss des Standgevierts gibt es vorgekochten Mais und vorgekochte Hülsenfrüchte zu kaufen. Auch die Pflanzen in unserem Garten stammen vom Markt.Manchmal kurven zwischen den Menschen Hündchen herum. Der Markttag dauert 12 Stunden, von sieben bis sieben. Ich hoffe, dass Ihr jetzt noch mehr Lust habt uns zu besuchen.

Mittwoch, 7. November 2007

Unsere Strasse


Wie schon berichtet, geht unsere Strasse von einer großen Verkehrsachse weg, der Calle Libertad,. Unser Haus steht etwas zurückgesetzt neben einem Kindergarten. Ab etwa 8 Uhr bringen die Mütter oder Väter ihre Kinder. Dann steht in der Einfahrt ein großes Auto hinter dem anderen. Wenn die Eltern wieder wegfahren weist sie Victor oder ein anderer der netten Straßenhelfer in den Verkehr ein, der ist schon sehr stark um diese Zeit. Viktor und seine drei Kolegen haben unsere Straße fest im Griff. Sie sind sogenannte unabhängige Arbeiter, das heißt, dass sie auf eigene Rechnung arbeiten. Bekleidet sind sie mit mausgrauen Kitteln und jetzt wegen der starken Sonnenstrahlung mit einem Hut. Sie weisen den ganzen Tag lang Autos auf ihre Parkplätze und bieten ihre Autoputzdienste an. Hat man große Mengen Müll, nehmen sie einem den ab und tragen ihn zum Container. Wenn unser Auto vor der Einfahrt steht und sie finden, dass es geputzt werden muss, klingeln sie. Ab und an kehren sie unsere Einfahrt. Um die Mittagszeit sitzen sie auf Holzkisten und machen Brotzeit. Sie arbeitenvon morgens 8 bis abends 8. Dann gibt es die fliegenden Händler: Da ist der mit den Staubwedeln aus Federn unterschiedlicher Qualität und Farbe, von neonfarben bis naturfarben. Er bekommt manchmal einen Kaffee von einem Dienstmädchen gebracht, man erkennt sie , wie schon berichtet an ihren gestreiften Schürzen. So um neun öffnet der Zeitungskiosk, die Zeitungen werden mit Wäscheklammern an einer Tafel befestigt, so können auch die lesen, die sich keine Zeitung leisten können. Ab und zu fährt der Gasflaschenhändler mit seinem Rad vorbei. Er hat ein Rad mit einem angeschweißten nicht Anhänger sondern Schieber, also die Gasflaschen stehen vor ihm wenn er fährt. Ja, und dann fahren auch die Kutschen fürdie Touristen am Strand bei uns vorbei.Samstags gibt es die Obsthändler. Ich weiß noch nicht ,ob es Kleinbauern sind, jedenfalls bauen sie einen kleinen Tisch auf mit fertig vorbereitetem Salat, Gemüse und Obst, zur Zeit Erdbeeren, auf. Die Dienstmädchen erledigen allerhand an so einem Vormittag. Sie tragen große Säcke mit Müll zu den Containern, gehen mit der Senora zur Bank, kaufen ein und flirten mit den fliegenden Händlern. Dann gibt es die Hausmeister, die den Eingang der großen Häuser kehren oder staubsaugen, den Rasen und die Rosen vor dem Haus gießen, auch die ,die zur Straße und nicht zum Haus gehören, das ist nämlich nicht Victors und seiner Kollegen Angelegenheit. Samstag oder Sonntag sind die Müllforscher unterwegs. Sie steigen in die großen Container und sehen was sie brauchen können. Zu meinem Entsetzen arbeiten sie ohne Handschuhe. Manchmal liegt vor dem Container ein zufriedener Hund, der die Essensreste bekommt, die der Müllforscher findet. Mittags so um eins duftet die ganze Straße nach gebratenen Köstlichkeiten aus den Küchen. Die ersten Eltern holen ihre Kinder ab, das geht jetzt nicht so flott wie morgens, weil man ratschen muss. Jetzt ist große Mittagspause, die Läden haben geschlossen, die Banken öffnen sowieso nur bis zwei. Nachmittags um vier, halb fünf kommen die Kinder aus den umliegenden Schulen, je nach Alter gehen sie alleine oder werden abgeholt von den Eltern. Na, das unterscheidet sich wenig, außer, dass alle Schuluniformen tragen. Jetzt werden die Nachmittagskinder aus dem Kindergarten geholt, es ist schon fast sieben Uhr. Jetzt gehen Victor und seine Kolegen nach Hause, nachdem sie nochmal im Berufsverkehr sehr viel zu tun hatten.

Montag, 5. November 2007

Eine Autobahn

Bisher kennen wir nur eine Autobahn, die nach Santiago. Eine Autobahn wie in Deutschland auch, aber besser eingebettet in die Infrastruktur des Landes. Es gibt natürlich Geschwindigkeitsbegrenzungen, 120 km/h Höchstgeschwindigkeit. Sie wird kontrolliert von der Polizei. Die Autobahn kostet Gebühren wie in anderen Ländern auch. Auf der Autobahn gibt es viel zu sehen: Gruppen von Fahrradfahrern, alle mit Helm, am Wochenende, Karren von Esel oder Pferd gezogen, Fußgänger mit großen Lasten auf dem Rücken. Busse haben Haltestellen an der Autobahn, man kann aber auch an einer anderen Stelle aussteigen, oder zusteigen. Gestern sahen wir eine Familie, die über die Autobahn gegangen und durch ein großes Loch im Maschendrahtzaun auf die andere Spur geklettert ist. Ab und zu wandert auch ein Hündchen die Autobahn entlang. Die Autobahn hat links und rechts oft keinen Zaun. Natürlich gibt es große Werbetafeln in der Landschaft, für den wunderbaren Wein dieser Gegend, für das Superhuhn Superpollo, oder Superschwein, Supercerdo.

Freitag, 2. November 2007

Klapper, klapper

In der Calle Valparaiso, der ehemals vornehmsten, jetzt herunter gekommenen Geschäftsstraße Vinas, sitzt eine Dame auf einem Hocker. Sie hat sehr gepflegte weiße hochgesteckte Haare, das Gesicht ist geschminkt und gepudert, die Augen sind geschlossen. Die Dame trägt einen langen schwarzen Rock , der Oberkörper ist in ein großes schwarzes Umschlagtuch gehüllt. Darunter trägt sie einen Pullover, dessen Ärmel ziemlich zerfetzt sind. Sie sitzt vorgebeugt,ein Arm liegt auf dem Schoß.In der Hand hat sie einen Becher , den sie gebieterisch schüttelt, damit die Münzen darin animierend klappern. Neben ihr liegt auf dem Boden eine kleine Bibel. Ab und an steht sie auf und schleppt sich auf Krücken zu einer Bank um sich auszuruhen. Sie sitzt tagein tagaus auf ihrem Hocker, ich glaube sie schläft während sie ihren Becher schüttelt.

Donnerstag, 1. November 2007

Cafés , 1. Das Café Anayak



Es gibt ein Café, das heißt Anayak, angeblich ist Anayak der Bruder auf baskisch. Es befindet sich in der Quinta, einer Querstrasse zur berühmten calle Valparaiso. Vor dem Eingang stehen Tische überdacht von blauen Sonnenschirmen. Vor der Tür liegen keine räudigen Hündchen wie vor anderen Lokalen, es ist zu unruhig hier, und was ein anständiger Strassenhund ist, der braucht seinen Schlaf, am besten in der Nähe einer Kneipe, aber die Hunde bekommen nochmal ein eigenes Kapitel. Man kommt herein ,geht an einer Theke entlang in der köstlich aussehende Kuchen liegen und große Glaskrüge mit frisch gepresstem Obstsaft stehen, zu Zeit frischer Erdbeersaft. Es gibt gemütliche Sessel, gelbe Eisengestelle mit Polstern mit grünem Kunstleder bezogen. An jedem Stuhl hängt ein Gurt, wie ein Gurt im Flugzeug, in der Farbe des Gestänges um die Handtasche festzugurten. Im rechten Winkel zur Kaffeetheke befindet sich eine Theke mit jeder Art Alkoholika, die wird aber erst am Abend wichtig. Hinter der Kaffeetheke stehen Damen in karierte Kleider gehüllt, mit einem kleinen karierten Stoffdiadem gekrönt, die die Bestellungen der Ober entgegennehmen. Die Ober, beige Weste, dunkle Hose, haben einen mit einem Gummiband auf einer stabilen Lederunterlage befestigten Block und nehmen die Bestellungen der Gäste auf den grünen Sesseln entgegen. Mit einem in einer Plastikhülle befindlichen feuchten Läppchen, das sie aus ihrer Gesäßtasche ziehen , wischen sie den Tisch ab. Es gibt übrigens eine Raucher- und eine Nichtraucherabteilung, durch Glaswände getrennt. Unter der Theke hängen Zeitungen und Zeitschriften, ich kann also behaupten Spanisch zu lernen wenn ich dorthin gehe. Die Damen hinter der Theke und die Ober sind sehr adrett und höflich. Jetzt kommt das Publikum. So etwa ab 11 Uhr rücken die Damen jeder Altersgruppe an, um sich von den Einkäufen zu erholen. Die meisten haben so hohe Absätze, dass mir schon bei der Vorstellung damit laufen zu müssen, das Knöchelgelenk wehtut.Sie haben meist nicht sehr viel eingekauft, denn das macht ja das Hausmädchen, oder sie lassen nachhause liefern. Zum Kaffee gibt es ein kleines Stückchen frisches Gebäck, Sie besprechen wichtige Damen- Dinge. Dann kommen Männer, die offensichtlich eine Kaffeepause brauchen mit Kollegen. Es gibt auch die Arbeitsverabredungen, der Otto, zum Beispiel, der ein Theatergruppenleiter und ehemaliger Lehrer der Deutschen Schule ist, hat hier praktisch sein Büro, er trifft sich mit seinen Schauspielern. Die alten Herren kommen vorbei, um ihren Morgenkaffee zu trinken, Zeitung zu lesen, so auch der alte Herr, der so gerne tanzt, aber das ist eine andere Geschichte. Mittags dann, gehen viele Angestellte miteinander essen, es wird laut und fröhlich. Es gibt ein Menu del dia mit Fleisch oder Fisch. Jetzt kommen auch die alten Ehepaare, die die Ober schon lange kennen und sehr fürsorglich behandelt werden. Alle Menschen sind immer sehr funktional bekleidet, bis auf die Schuhe,man merkt, dass in diesem Land nicht viel geheizt werden kann. Beim essen lässt man sich Zeit, nix Hamburger. Ab und an kann man die Lieferanten sehen, die mit großen Mehl-,Zucker-,Kartoffel- Orangensäcken auf dem Rücken in die Küche gehen, die sich zwischen den beiden Theken befindet. Kommt man früh morgens, kann man noch sehen wie die Ober sitzen und die Papierservietten falten.Ist die Mittagszeit vorbei, so etwa um vier Uhr, können endlich die Ober zusammen essen, sie sitzen an einem Tisch im hinteren Teil des Raums, will ein Gast zahlen, springen sie sofort auf. Das Anayak hat 7 Tage in der Woche geöffnet, jeden Tag gibt es mehrere Schichten von Mitarbeitern. Vamos a tomar un cafetito?

El Rancho alemán

Sorry, es wird höchste Zeit, dass ich von der Rancho alemán erzähle. Also, drei Lehrer, eine Lehrerin und zwei mitausgereiste Gattinnen fahren in zwei Autos in die Küstencordillere, das heißt über Berg und Tal landeinwärts, zunächst auf Teerstraßen, dann auf einer Schotterstrasse, es ist sehr trocken und furchtbar staubig, es hat seit vielen Wochen nicht geregnet, aber man hat immer wieder einen spektakulären Blick über die Hügel, die ganz mediterran anmuten, bis zu einem Wegweiser auf dem in riesigen Lettern in abgewandelter Fraktur steht "El Rancho Alemán". Dann kommt ein großes Gittertor, das man öffnen muß, dann geht´s vorbei an einem Hühnergehege. Die Gruppe meldet sich an, die Eigentümer dieses großen Terrenos sind ein deutsches Ehepaar, die hier ein Freizeitgelände aufgebaut und mit Holzhäuschen und Tipis ausgestattet haben. Jedes mit allem Notwendigen eingerichtete Holzhaus hat eine eigene Terrasse, die Tipis sind riesig und Betten stehen darin. Man muss nicht selbst kochen, Schüler einer Kochschule in Quilpue, kochen, wenn man möchte, learning by doing. Wir werden erst mal mit einer Once versorgt, das ist eine Frühabend-Zwischenmahlzeit eher salzig, mit Brot und Käse, a Brotzeit halt. Dann machen wir noch eine kleine Wanderung über die Hügel bis zu den Gumpen, wassergefüllte Natursteinbecken, rundum Felsen und Bäume und pflanzen, die aussehen wie riesige Thyrsosstäbe. Schnell kommt die hier sehr kurze Dämmerung, und nach dem Essen gehen wir zu den Holzhäuschen unter einem wunderbaren Sternenhimmel und in´s aus Rundhölzern gebaute Bett um in der Nacht mit Kälte und Decke, Leintuch plus Wolldecke, zu kämpfen. Am morgen gehen Bernhard und ich schnell in´s Schwimmbecken, aber nach einer Bahn velässt mich meine Liebe zu sehr kaltem Wasser. Nach dem Frühstück beginnen die Lehrer zu arbeiten, im Schatten sitzend auf Aurora dem globalen Plastikstuhl, diesmal grün, die Gattinnen tun was sie wollen, lesen,stricken, schwimmen, Spanisch lernen, Luxusleben halt. Das geht bis zur Nacht mit Mittagessen-Unterbrechung. Ab und zu kommen die beiden betagten rancheigenen Cockerspaniels vorbei und wollen Zuwendung und der Gockel bekräht seine Hühner. In der Sonne ist es heiß, Ozonloch sei dank, verträgt man auch nicht viel davon, im Schatten kalt, Frühling eben. Oben kreist ein Raubvogel, vielleicht ein Rotmilan, Jakob?Am Sonntag morgen fahren wir heim, weil der Bernhard am abend nach Buenos Aires muss wegen IB.