Sonntag, 29. Juni 2008

nette Geschenke!!! ???

Ein Politiker hat sich die Augenlider operieren lassen, er konnte nicht mehr gut sehen, angeblich, die Lider hingen über die Augen. Na, und weil man schon mal dabei war, wurden auch gleich die Tränensäcke operiert, jetzt sieht er aus wie neu. Die Gelegenheit ließ La Tercera nicht ungenutzt und berichtete gleich welche Politikerin, welcher Politiker sich wann wo was hat rausschneiden, ausstopfen, straffen, aufspritzen oder absaugen lassen, mit vorher-nachher- Fotos. Schönheitsoperationen sind en vogue, ich weiß, in Europa auch, aber hier scheinen sie doch viel üblicher zu sein. Junge Mädchen, noch nicht volljährig, wünschen sich zum Geburtstag Silicon-Polster für die Brüste oder Fettabsaugungen. Und Mami und Papi finden das sinnvoll, Mami hat auch solche Polster, und schenken den lieben Kleinen eine kosmetische Operation. Im Internet kann man Geschenkgutscheine dafür kaufen. Alle Jahre wieder?

Ferreterias

Ferreterias sind Eisenwaren-Werkzeug-Haushaltswaren-Läden. Sie sind meine Lieblingsläden, weil sie viele wundervolle Sachen verkaufen. Es gibt eine ferreteria in de calle Quillota da hängen an großen Lochplatten alle Dinge über den Ladentischen in Reihungen an der Wand, also zum Beispiel Sägen, Neonröhren, Hämmer, Klobrillen. Schon die Schaufenster finde ich wunderbar. Da liegen Scheren aller Größen für den Garten und die Werkstatt. Im anderen Fenster sind die Dinge für den Haushalt, riesige Töpfe, Pfannen, Plastikschüsseln, Marmeladegläser. Wenn ich etwas für die Werkstatt brauche gehe ich dorthin. Die Herren sind superhöflich , die Senora kann auch einen eine einzelne Schraube wollen. Der Verkäufer schreibt einen Beleg, man geht damit an die Kasse, da sitzt die Chefin und kassiert. Dann watschelt man mit seinem Beleg wieder zum Verkäufer und bekommt den Artikel eingewickelt und in der obligaten Plastiktüte überreicht. In den ferreterias kaufen auch die Handwerker alles, was sie in ihrem Betrieb brauchen. Eine kleine ferreteria in der Quillota hat sich auf Nägel, Schrauben und Dübel spezialisiert. Hinter der Theke sitzt ein dröger Mann, der seinen Hintern nicht so bald erhebt wenn man den Laden betritt, bei einer Frau schon gleich nicht, aber er hat halt alle Dübel. In der calle Arlegui gibt es eine ferreteria, die auch alles für das Bad verkauft. Wir brauchten eine neue Mischbatterie für die Dusche. Dass ich die kaufte und nicht ein Handwerker, war schon ein Wunder. Und dass ich die auch noch installieren wollte, war das zweite Wunder. Die Senora mit den weißen Haaren aus dem Ausland??? Vorsichtshalber schrieb mir der Verkäufer die Telefonnummer des servicio tecnico der Herstellerfirma auf, falls die Senora das doch nicht kann, sie konnte aber.

Donnerstag, 26. Juni 2008

Gruppe "365"

Die Gruppe "365" wurde ursprünglich von Lehrern aus Deutschland gegründet um die alten Menschen der deutschen Gemeinde regelmäßig zu bespaßen. Inzwischen ist die Organisation in den Händen von zwei Damen, die immer hier leben und die regelmäßig alle zwei Monate einen interessanten Nachmittag organisieren. Zweimal war ich jetzt dabei, vor zwei Monaten und heute. Die Treffen fanden im Hotel Vina statt, einem ehemaligen Herrenhaus mit wunderbarem Stuck. Die modernen Anbauten sind mißlungen, die Türen schließen so schlecht, dass Lüftungsschlitze entstehen. Es gibt immer von gütigen Menschen gebackene gespendete Kuchen. Jeder bekommt einen Teller mit viel Kuchen und etwas Toast. Dazu gibt´s Neskaffee oder Beuteltee. Manche essen in Windeseile alles auf, haben also wirklich Hunger Am ersten Nachmittag , an dem ich dabei war, hielt ein Kollege von Bernhard einen Vortrag über Wein, passend zum Herbst. Für heute hatte sich niemand gefunden, da gab´s als Ersatz eine kleine Tombola. Ansonsten geht´s zu wie auf einem Schulhof,so laut und so lebendig, alle kennen sich, alle frotzeln einander an, alle tratschen über alle. Sowohl ehemalige Lehrer als auch ehemalige Schüler der Deutschen Schulen aus Valparaiso und Umgebung sind versammelt. Auch eine Gruppe aus dem deutschen Pflegeheim in Quilpue ist gekommen. Alle sprechen deutsch und spanisch gemischt. Und alle haben interessante Familiengeschichten zu erzählen, die ich mir noch nicht alle merken kann. Natürlich sind die Frauen wie immer in der Überzahl. Nach zwei Stunden ungefähr gehen die ersten nach Hause. Der nicht aufgegessene Kuchen wird in die Papierserviette gepackt und in die mitgebrachte Plastiktüte gesteckt. Manche sammeln Papierservietten, manche Teebeutel-Tütchen. Im August gibt´s einen Bingo-Nachmittag, da bin ich noch in Deutschland.

Dienstag, 17. Juni 2008

ne Demo

Manche Schulen streiken, manche Lehrer, manche Schüler. Sie streiken, weil im Bildungsgesetz nicht drinsteht, dass der Staat für die Bildung zuständig ist, auch finanziell zuständig. Wenn man streikt macht man auch eine Demo. So versammelten sich Schüler verschiedener Schulen von Vina auf dem zentralen Platz zu einem Demo-Rundweg. Alle ordentlich in ihrer Schuluniform. Sie hatten Transparente gemalt um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Zufällig konnte ich zusehen ,wie sich der Zug formierte, weil ich gerade auf der Post war, s. letzter post. Carabineros mit Motorrädern fuhren links und rechts. Wasserwerfer standen bereit, wurden aber nicht eingesetzt. Angeführt wurde der Zug von ungefähr 15 verschiedenen, bellenden Hunden, die sehr vergnügt schienen, dass endlich mal was los war auf der Strasse. Hunde, Schüler und Zuschauer fanden das event gelungen.

Post - Correos

Es gib keine Briefkästen, also keine Briefkästen am Haus. Der Briefträger wirft die Briefe mit geübtem Schwung in den Garten. Wenn´s regnet gibt´s sowieso keine Post, außer vom Wasserwerk, der Stromfirma, der Gasfirma, die Rechnungen, die sind dann in einer Plastiktüte und stecken imGartentor, oder dümpeln in einer Pfütze, wenn man Glück hat, sieht man sie. Der Briefträger hat natürlich eine Uniform an, rot und blau, mit Kappe, rot und blau sind die Farben der chilenischen Post, und schiebt ein schwer beladenes Fahrrad. Er hat kurze graue Haare und eine Halbbrille über die er immer fröhlich lächelt. Ich nehme an , dass er froh ist wenn er klingeln muss, damit ich eine Sendung bestätige, mit Rut und Trinkgeld natürlich. Es gibt auch keine Briefkästen auf der Strasse, doch es gibt schon vereinzelt welche, aber die sehen nicht so aus, als ob jemand je was reinsteckte. Man trägt die Briefe auf die Post, da gibt´s drin einen Briefkasten, sonntags kann man eben keine Briefe einstecken. Correos de Chile arbeitet mit der niederländischen TNT zusammen, TNT ist für den Paketservice zuständig. Sie haben schöne rot-orange Versandtaschen. Falls ich nicht zuhause bin, wenn ein Päckchen kommt, steckt wieder irgendwo ein Zettelchen mit einer Benachrichtigung. Neulich stand auf der Benachrichtigung, ich sollte das Päckchen in Renaca abholen. Renaca ist der nächste Küstenort nördlich von Vina. Ick kieke , staune , wundre mir, aber ich halte alles für möglich. Ich setz mich morgens in den Bus, in einen dieser berühmten Rennbusse, und fahre nach Renaca. Papst Johannes Paul II lächelt auf die Fahrgäste herunter, und ich bitte ihn aufzupassen, denn der Busfahrer wär gern auf dem Nürburgring, er überholt andere Rennbussse, der Gegenverkehr weicht geübt aus. Die Kuscheltiere , die an der Windschutzscheibe innen hängen, hüpfen heftig. na schließlich bin ich in Renaca, finde auch die Post, gebe mein Zettelchen ab, und das Päckchen ist nicht da. Tja, es liegt in Vina. Dem Poststellenleiter ist das furchtbar peinlich. Also fahre ich wieder nach Vina, gehe auf die Post und hol das Päckchen. Diesmal kein Rennbus, sondern ein phlegmatischer Busfahrer, auch kein Papstfoto und keine Kuscheltiere.

Freitag, 13. Juni 2008

listig,listig

Ein kleiner gehbehinderter schwarzhaariger Mann mit Krücke versucht die Strasse zu überqueren, kommt aber nicht so recht vorwärts, blockiert den Verkehr, die Polizei kommt und versucht ihn über die Strasse zu befördern. Ein Polizist packt ihn an der Jacke und redet auf ihn ein. Plötzlich grinst der kleine Mann, rutscht mit der Krücke auf dem Boden aus, wirft sich auf den Rücken, strampelt und krakeelt ganz fürchterlich. Der Polizist lässt ihn sofort los, er hält sich offensichtlich für den Verursacher des Sturzes. Das Volksmitleid ist mit dem kleinen Mann.

Sonntag, 8. Juni 2008

der kleine alte Herr

Sonntags gibt es manchmal Musik im Park an der Plaza Vina. Sie spielen alte Melodien. Der kleine alte Herr kommt, stellt sich vor die Band und tanzt, flirtet mit irgendeiner Zuhörerin und verneigt sich. Wenn er erschöpft ist hilft ihm seine Begleiterin in den Mantel und wandert mit ihm nach Hause. Nachmittags geht er manchmal ins Café , der kleine alte Herr. Er kommt nie alleine, immer begleitet ihn ein Mann oder eine Frau. Er ist fein angezogen , mit Mantel, Anzug und Hut. Und er hat einen Spazierstock. Die Kellner im Café Anayak kennen ihn schon. Kaum ist er da, fängt er an zu tänzeln, dann verneigt er sich und wirft Kußhände. Seinen Begleitern ist das nicht immer angenehm, obwohl er sehr charmant ist. Dann bekommt er seinen cafécito . Anschließend steht er wieder auf, swingt ein bisschen, winkt, verbeugt sich, lüftet den Hut und grüßt.

Woche einer chilenischen Familie

Werktags stehen die Kinder um 7 Uhr auf, der Vater bringt sie auf dem Weg zur Arbeit in den Kindergarten oder in die Schule. Um 14 Uhr werden die Kinder von der Nana abgeholt. Zuhause gibt es Mittagessen. Manche, nicht alle Kinder essen in der Schule zu Mittag. Manche Kinder haben nachmittags noch Musik oder Sport. Bis die Mutter um 17 Uhr von der Arbeit kommt beschäftigt sich die Nana mit den Kindern. Dann sitzen die Kinder vor dem Fernseher oder vor dem Computer. So um 20 Uhr kommt der Vater von der Arbeit. Dann gibt es Abendessen. Um halb zehn gehen die Kinder schlafen. Am Samstag gehen viele chilenische Familien einkaufen in den Supermarkt und besorgen alles für die Woche , und das ist viel, wenn man nicht nur zwei Kinder hat. Oft sieht man auch Väter , die den Großeinkauf mit den Kindern tätigen. Fast immer fallen dann Süßigkeiten für die Kinder ab, die Mütter sind da widerstrebender. Sonntags hört man die Glocken der neugotischen Kirche in der Libertad, an den anderen Tagen ist es zu laut. Im Vergleich mit deutschen Glocken klingen sie klirrend, weil sie von einem Hammer geschlagen werden. Wie in Deutschland auch , gehen weniger junge Menschen in die Kirche. Der Kioskier öffnet wie immer, die Sonntagszeitungen mit ihren dicken Beilagen haben keinen Platz in der Bude, sie werden daneben auf einem Sockel gestapelt. Die Menschen sind am Sonntag schöner, feiner angezogen. Ein Sonntagsvergnügen ist es in die Malls zu gehen zum Gucken, denn Geld für diese Geschäfte, hauptsächlich Ketten, hat eh keiner. Eltern von Jugendlichen stehen am Wochenende besonders früh auf, denn die Kinder wollen/ müssen zum Sport, zum Fußballspiel z.B. Sind die Kinder jünger, kann man sie vielleicht noch überzeugen mit auf´s Land zu fahren. Der Sonntag ist auch der Tag der Großfamilie, die Großeltern kommen oder werden besucht. Sonntags hat die Nana frei.

Donnerstag, 5. Juni 2008

man braucht nichts richten lassen

Wenn´s regnet geht die Klingel nicht. Also mussten die Leute am Tor rütteln um gehört zu werden. Eine Bekannte versprach " das wird schon wieder, weißt Du, das ist hier so ,wenn es regnet, wenn es wieder trocken ist, geht die Klingel wieder, da brauchst Du nichts richten lassen. Und siehe da, heute klingelte die Klingel sehr häufig, stand nur keiner draußen, hat alles nachgeholt.
Es regnete in großen Sturzbächen, man konnte keine Straße überqueren ohne knöcheltief im Wasser zu stehen. Heute schien die Sonne, alles versickerte und lief ab, man braucht nichts richten lassen.
Das Waschbecken rinnt, nein ronn, plötzlich hat es aufgehört zu rinnen.
Die Tür zum Garten ist aus Holz, wenn es regnet quillt sie so auf, dass man sie nicht mehr öffnen kann, oder , falls man sie doch geöffnet hat, kann man sie nur mit Gewalt schließen. Kaum scheint die Sonne wieder einen Tag, schrumpft das Holz, bis zum nächsten Regen, s.o.

Der General

3 Tage Staatstrauer, weil der oberste Chef der Polizei José Alejandro Bernales Ramírez, am 29. Mai 2008 in Panama mit dem Hubschrauber abgestürzt ist. Erst vor kurzer Zeit wurden die Carabineros aus der Armee ausgegliedert. Deshalb hatte Senor Bernales einen militärischen Rang. Mit ihm verunglückten tödlich seine Ehefrau, ein Mitarbeiter und dessen Ehefrau und ein zweiter Mitarbeiter. Die Trauer und das Entsetzen des chilenischen Volkes war groß. Am Tag nach dem Unglück wurden die Särge mit den Toten abends nach Santiago überführt. Die Menschen standen stundenlang Spalier an der Straße zur Polizeischule, alles wurde gefilmt, man applaudierte und schwenkte weiße Tücher. Am folgenden Sonntag wurde beerdigt, 6 Stunden lang, das Fußballspiel in Vina wurde abgesagt. http://www.carabineros.cl/ auf diesem Link kann man einen Film der Feier sehen, kann sehen wie perfekt alles ist.