Dienstag, 25. November 2008

Ambulanter Handel

Da steigt man in die Micro, das ist ein Stadtbus, und fährt, wie schon öfter beschrieben mit einem Vaterunser durch Vina. Der Bus hält, ein Herr im Anzug betritt den Bus, zahlt nicht, zückt eine Handvoll Kugelschreiber und klärt mit leiriger Stimme darüber auf, warum wir jetzt alle diesen besonders guten, besonders billigen Kugelschreiber kaufen müssen. An der nächsten Haltestelle steigt er wieder aus, ohne was verkauft zu haben. Dann kommt der Eisverkäufer, Styroporbox mit Zeitschriftpapier beklebt, gefüllt mit Steckerleis, er verkauft ganz gut, denn die Sonne scheint. Jetzt kommt der Mann, der mit Stiften gegen Juckreiz handelt, viel billiger als in der Apotheke, noch günstiger, wenn man gleich fünf kauft, bei den vielen Flöhen... Eine Dame fährt mit dem Fahrrad langsam durch die Straßen und verkauft aus einer großen Thermoskanne Neskaffee , dazu belegte Brote. In unserer Strasse sitzt von Dienstag bis Freitag ein Händler, der immer zwei Obstkisten dabei hat, je nach Saison gefüllt mit Tüten mit Erdbeeren, Kirschen, Papayas, Paltas. Es ist nicht so klar wieviel jede Tüte wiegt. Wenn er mich sieht, winkt er heftig, seine Aussprache verstehe ich immer noch nicht, er wiederholt jeden Satz gerne dreimal, wenn ich dafür etwas kaufe. An der Bushaltestelle sitzt ein Mann mit einem großen Holzkorb und bietet jeden Abend den Erschöpften süßes Gebäck an. Auf dem Grünstreifen hat sich ein Händlerchen niedergelassen, der sehr praktische Holzsachen dabei hat. Buttermesser, Zitronenpressen, Mörser, Nudelwalker. Alles ist sichtlich mit Maschinen gemacht, um den Anschein von Handarbeit zu wecken schleift er ein bisschen an den Sachen rum. Die Auzählung lässt sich beliebig erweitern, der blinde Brothändler, dieFrau, die mit Enthusiasmus chinesiche Pflaster verkauft, der Pflanzenverkäufer mit drei Pflänzchen, die Frau mit dem Rosenquarz, die Grenze zumBetteln ist fließend.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

In Brasilien - zumindest in Rio - ist es nicht möglich, in einem Drogeriemarkt, und sei er noch so groß, "anständige" Pflaster zu kaufen. Es gibt nur Mini-Pflaster zu finden. Ich weiß nicht, was Leute machen, die vom Fahrrad fallen, sich am Bügeleisen verbrennen, in den Finger schneiden, deren Kinder sich die Knie aufschlagen, und was es sonst noch so geben mag ... Da würde ich mir doch einen ambulanten Händler mit richtig tollen breiten schönen Pflastern wünschen.
Man kommt, wenn man dann hier in den Drogeriemarkt oder in die Apotheke geht, aus dem Staunen nicht mehr raus, was es mittlerweile alles für tolle, differenzierte Pflaster, Verbände, Mini-Verbände usw. gibt.

co in m