Mittwoch, 31. Dezember 2008
Neujahrsgruß, feliz ano nuevo!
Sonntag, 28. Dezember 2008
Rinimapu
Wenn wir schon mal im kleinen Süden sind, können wir doch Weihnachten gleich dort bleiben. So die Rede des besten aller Ehemänner, und gegen anfängliches Sträuben, äh, Weihnachtspost nicht fertig, packen- auspacken, waschen, weihnachten, äh , keine Lust......, haben wir´s dann so gemacht. Wir sind an einen See gefahren, den lago Rinihue und haben uns dort einquartiert als einzige Gäste, http://www.rinimapu.cl/hotel-esp.htm, haben mit der Chefin Weihnachten gefeiert und uns sonst still an den Strand gesetzt, nein nicht still, denn von Weihnachten bis Ende Januar gibt es im Seengebiet sehr lästige, große, hübsche, schwarz-orange Stechfliegen, coliguacho in Mapudungun, scaptia lata, http://www.chile-trip.cl/Mapa10/Tabano.htm, die sich mit lautem Brummen auf farbige Kleidung in der Sonne stürzen und versuchen zu stechen, sie sind nicht giftig. Schatten, Bewegung und weisse Kleider mögen sie nicht, und gelesen. Wir haben den See gluckern gehört, sind auch baden gewesen, allerdings war´s noch ziemlich eisig.
Valdivia
Valdivia, die Stadt im Süden, ist auf der chilenischen Ästhetikskala ganz oben angesiedelt. Ist ein bisschen schwierig, denn es wurde oft durch Brände und Erdbeben zerstört, zuletzt 1960. Den Namen hat Valdivia von Pedro de Valdivia, 1554 wurde der Name von Carlos I = unser Karl V offiziell bestätigt, vorher hieß die Stadt anders, aber Namensänderungen gehören bekanntlich zu Besetzungen. Die Lage an den drei Flüssen ist wunderbar, das Licht wechselt dauernd mit Wind und Wolken. Es gibt einen hübschen Fischmarkt, 1 sehr schönes Gebäude, ehemaliges Hotel Schuster, mit Holzschindeln, und Seelöwen. Sie sind wirklich interessant. Sie robben an Land und legen sich in die Sonne, sie bellen und heulen und wenn man zu nahe ran kommt, dann beissen sie auch, was man dummen Touristen fast gönnt. Wir haben nur gesehen wie der Chefseelöwe bedrohlich angerobbt-platscht kam und kreischende Fototouristen erschreckt hat. Wir waren in Valdivia, weil dort eine Lehrersitzung an der deutschen Schule http://www.deutscheschulevaldivia.com/ auf der Insel Teja stattfand. Die Luxusgattin hat sich derweil wieder mal herumgetrieben. Valdivia hat eine starke deutsche Kolonie, deshalb begegnet man vielen deutschen Namen, z. B. Carl Anwandter, 1801-1889, ein Apotheker aus Luckenwalde, der 1850 als Liberaler nach Chile emigriert ist, dort auf Drängen seiner Frau Bier gebraut hat und dadurch in Chile berühmt wurde. http://www.wikilosrios.cl/index.php/Casa_Anwandter .Es gibt Cafés mit großen Mengen deutschen Weihnachtsplätzchen, Nikoläusen, Marzipan, z.B. http://www.entrelagos.cl/. Auf der Insel Teja ist nicht nur die deutsche Schule, sondern auch die Universidad Austral und das museo R.A.Philippi 1808-1904,http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolph_Amandus_Philippi, auch ein Deutscher aus Berlin, Botaniker und Zoologe, in einem wunderbaren Holzhaus untergebracht. So jetzt langt´s mit der Bildung!
Freitag, 19. Dezember 2008
Temblores, sismos, terremoto s. 18. 12. 07
Sonntag, 7. Dezember 2008
P.S. zum cine arte:
Theater auf dem Berg
wallfahrer
Dienstag, 25. November 2008
Yoga
Dreimal in der Woche geh ich in die Yogastunde zu Claudia mit der roten Mähne, in die Stunden für Schwangere und Senioren, alles andere ist zu schwierig, hab´s ausprobiert. Claudia hat ihre Yogalehrer-Ausbildung in Berlin gemacht, kann also auch einer begriffstutzigen Deutschen erklären um welche Bewegung es geht. Sie lehrt nach Iyengar, einem Yogameister der über Yehudi Menuhin nach Europa kam, und der Hilfsmittel wie Kissen, Stühle, Holzblöcke verwendete. Da sind etwa 10 Frauen im Studio, Männer lassen sich höchstens einmal versuchsweise blicken, die sich eine Stunde lang plagen, sich dehnen, strecken, recken, Muskeln, von deren Existenz sie nichts wussten, anspannen, entspannen und wieder anspannen. Kein Säuselyoga, ziemlich anstrengend. Ihr seid herzlich eingeladen!
Ambulanter Handel
Sonntag, 2. November 2008
Zweiter Sonntag der Sommersaison
Montevideo, eine gemächliche Stadt
1,32 Millionen Einwohner hat die Stadt, in der ich mich als Luxusfrau, als begleitende Ehefrau, fast eine Woche herumgetrieben habe. Bernhard hatte eine Fortbildung. Ich wusste nicht mal genau wo sie liegt, diese Stadt, und wie schön sie liegt, am Rio de la Plata. Ihr erinnert euch an das Stück von Curt Goetz "das Haus in Montevideo"? Solche Vorkenntnisse hatte ich auch. Montevideo war in Europa berühmt, weil die damals reichen Landbesitzer sich in den Casinos in Europa die Zeit vertrieben, solange in Uruguay Winter war, und ihre Einkünfte verspielten. Man kommt an und staunt wie klein der Flughafen ist, wie ländlich. Die Taxifahrt in´s Hotel führt am Rio de la Plata entlang, der hier so breit ist, dass die Uruguayos ihn Mar nennen. Das Taxi fährt nicht sehr schnell, und so hat man Zeit die Silhouette der Stadt zu betrachten. Beim ersten Spaziergang durch die Stadt fällt uns auf, dass hier nix schnell geht, alles einen entspannten Eindruck macht. Vielleicht liegt es am Mate. Jeder Dritte wandert durch die Stadt mit einer Thermosflasche unter dem Arm und einer Kalebasse mit Bombilla in der Hand und nuckelt an seinem Tee. Manche haben eine schöne , schwere lederne Umhängetasche, in die Thermosflasche und Kalebasse genau rein passen. Siehe "Mate" in Wikipedia.
Seit einer Woche streikt die Müllabfuhr, das tut keiner Stadt gut. In Montevideo gibt es jedoch eine Art Mülltrennung, die die Streikauswirkung mildert. Den ganzen Tag fahren wild aussehende Gesellen mit Pferdewägelchen duch die Stadt und sammeln Plastik jeder Art. Im Lauf des Tages nehmen die Wagen unglaubliche Dimensionen an. Ich weiß schon liebe C. Du hättest jetzt gerne ein Photo, aber ich hab einfach immer keine Lust zum photographieren.
Damit ihr euch nicht langweilt nur noch ein bisschen was. Uruguay hat keine Erdbeben, also halten alte Häuser besser. Damit Ihr Euch nicht langweilt nur noch ein klein bisschen: Es gibt viele schöne alte Häuser, Jugendstil, Bauhaus, Modernisme, Pseudoklassizismus, die meisten renovierungsbedürftig. Wir haben eine Krypta angesehen, alle Wände beschrieben mit Bitten an den Heiligen des jeweiligen Seitenschiffs, die gesammelte Verzweiflung. Wir waren im Theater, im Teatro Solis, einem Theater für die Bürger, mit Preisen für die Bürger, in einer Arturo Ui-Aufführung, tolle Farben, tolle Masken. Viele Menschen haben gefragt woher wir kommen, viele kennen Europa, sogar Deutschland.
Samstag, 18. Oktober 2008
Día del profesor
Für mich spielt sich der nächste Akt in der Pause ab, Auftritt des CGPA, des Elternbeirats, der mit Hilfskräften große Torten und eine riesige Kiste in´s Lehrerzimmer schleppt. Eine schwungvolle Rede des Elternbeiratsvorsitzenden rankt sich um die Kernbegriffe Liebe, Verantwortung, schwere Arbeit und Verpflichtung, oder, war es schöner Dienst, gemeinsame Aufgabe, Zukunft, jedenfalls hat´s zum ersten Mal geläutet als die große Kiste in die Rede einbezogen wird. An der Tür werden derweil weitere Ehrengaben von Schülern abgewehrt/ angenommen . Große Sensation: die Kiste enthält das Geschenk der dankbaren Elternschaft an die hingebungsvoll arbeitenden Lehrer, eine Kaffeemaschine, damit der Einsatz nicht nachlassen möge und die Verschnarchten vielleicht doch noch auf Zack kommen. (Zweiter Gong!) Es folgen Gegenrede, Dankrede und dann Feuer frei auf Kaffee, immer noch, nee, jetzt wieder Nescafé und Kuchen. Auch vom Jefe de la mantención = der Oberhausmeister bekommen wir eine wunderbare auf blauem Papier gedruckte Eloge auf unser bedeutendes Tun überreicht.
Nach der vierten Stunde ist Unterrichtsschluss, und Schüler wie Lehrer stürmen die Busse, nur, dass unsere uns zum Betriebsausflug nach Quilpue in den Parque Naturalia bringen. Das schreibt sich so leicht, aber dahinter verbirgt sich eine abenteuerliche Fahrt von 20 Kilometern zu einem Fundo, den keiner von den im Bus fahrenden zu lokalisieren weiß, ebenso wenig wie die autochthone Bevölkerung draussen. Das mitgeführte Google-Luftbild hilft wenig weiter. Nach Überquerung einer Bohlenbrücke, Wende über eine Verkehrsinsel, Aufsitzen des Buses, haben wir es dann doch geschafft und finden uns in einer pristinen Natur, nahe an der Stadt und doch so fernab zwischen Weinbergen und Hügeln. Hier kann man auf Grills und Bohlenbänken Picknick machen, im Schwimmteich baden, wandern, rumflacken, Wein und Schampus degustieren oder - singen : unsere Damen haben Gitarren dabei, und ein Lied jagt das andere. Derweil baut der Caterer sein Essen auf und grillt munter drauf los und schafft es, 120 Leute hier in der Prärie mit allem zu versorgen: Pisco und Bier und Obstsäfte zum Auftakt, dann ein Choripan, als plato de fondo geräuchertes Schweinefleisch mit Salaten, Sauerkraut, Kartoffeln, Huhn und dazu vino, hinterher Torte und Kaffee. Da man das alles ohne Bewegung nicht schafft, gehen wenige spazieren, viele tanzen, denn man hat eine 5-köpfige kolumbianische Band engagiert, die sich was von der Seele trommelt. Da geht die Dekoration für 10-, 20-,30-,jährige Mitgliedschaft im Kollegium fast unter. Wir tanzen, singen, trinken, schwitzen und schwuppdich, schon bringt ein Bus die erste Gruppe zurück. Wie ich am gleichen Abend das Chorkonzert in Vina noch geschafft habe, weiß ich nicht- noch weniger den Tag danach. Feliz profesor!
Freitag, 17. Oktober 2008
Club de Vina - Chorkonzert
Cine Arte Vina del Mar
Sonntag, 5. Oktober 2008
Quarz-Mine
Eine klitzekleine Mine bei Quintay, für uns aus der bayerischen Provinz schon ganz nett. Da wird Quarz abgebaut, der manchmal auch rosa ist. Ab und an gibt es auch Quarz mit Turmalinnadeln. Der Quarz wird für den Strassenbau verwendet. Was so übrig ist und mehr oder weniger farbig, kann man kaufen, man kruschtelt also in dem Haufen und wird gierig. Weil man natürlich keinen richtigen Sack für Steine dabei hat, lädt man alles in eine Tasche, die dann fast reisst. Jetzt haben wir Rosenquarzbuchstützen, nicht ganz funktional, aber hübsch.
Otra Vez 3. Oktober
Cinzano-Bar in Valparaiso
Freitag, 26. September 2008
Museo Entomologico e Historia Natural
Mittwoch, 10. September 2008
Fiestas Patrias
www.youtube.com/watch?v=zvGURVqOmH0 mit Kapelle oder Stereoanlage, immer verstärkt. Die Mädchen tragen bunte Kleider mit Petticoat, die Männer Hüte, Stiefel mit Stachelsporen und gestreifte Ponchos. Es gibt auch Messen zum Nationalfeiertag und öffentliche Reden, meist auf der Plaza de Armas. Die Plaza de Armas ist immer im Zentrum der Gemeinden und immer quadratisch und immer bepflanzt mit schönen Bäumen, einem oder mehreren Denkmalen, gebildhauert von den örtlichen oder regionalen Meistern. Heuer lagen die Feiertage günstig, man hatte Donnerstag und Freitag und das Wochenende, und die Supermärkte waren am 18. geschlossen, eine Neuerung. Nach den Feiertagen ist das Geld alles ausgegeben . Dieses Fest ist viel wichtiger als Weihnachten.
Dienstag, 9. September 2008
Gotttes Paradiesgarten
Sonntag, 7. September 2008
Bad Clevers und die Mitarbeiter
Montag, 11. August 2008
anwendungen
Samstag, 9. August 2008
fern von Chile
Sonntag, 29. Juni 2008
nette Geschenke!!! ???
Ferreterias
Donnerstag, 26. Juni 2008
Gruppe "365"
Dienstag, 17. Juni 2008
ne Demo
Post - Correos
Freitag, 13. Juni 2008
listig,listig
Sonntag, 8. Juni 2008
der kleine alte Herr
Woche einer chilenischen Familie
Donnerstag, 5. Juni 2008
man braucht nichts richten lassen
Es regnete in großen Sturzbächen, man konnte keine Straße überqueren ohne knöcheltief im Wasser zu stehen. Heute schien die Sonne, alles versickerte und lief ab, man braucht nichts richten lassen.
Das Waschbecken rinnt, nein ronn, plötzlich hat es aufgehört zu rinnen.
Die Tür zum Garten ist aus Holz, wenn es regnet quillt sie so auf, dass man sie nicht mehr öffnen kann, oder , falls man sie doch geöffnet hat, kann man sie nur mit Gewalt schließen. Kaum scheint die Sonne wieder einen Tag, schrumpft das Holz, bis zum nächsten Regen, s.o.
Der General
Dienstag, 27. Mai 2008
Adoptionen
Sonntag, 25. Mai 2008
Metro
http://www.youtube.com/watch?v=Z6HnfhOE_-M&NR=1
http://youtube.com/watch?v=1yUAMWe0rfM&feature=related.
Donnerstag, 22. Mai 2008
Mai = November
Planstadt
21.Mai Glorias navales
Sonntag, 18. Mai 2008
ein Schiff - ein Schiff?
Sonntag, 11. Mai 2008
Mein Alltag an der Schule II, Überschneidungen mit Alltag I sind beabsichtigt
Als guter deutscher / bayerischer Beamter hat man gelernt, dass Unterrichtsstunden einen dreiteiligen Aufbau haben, bestehend aus Wiederholung – Neudurchnahme – Hausaufgabenstellung, entwickelt an der Struktur des klassischen griechischen Dramas. So ganz einfach lässt sich dieses Muster aber nicht auf die hiesige Wirklichkeit übertragen, wie zu zeigen sein wird.
Überpünktlich schwinge ich also meinen Rucksack über die Schulter, melde mich bei Monika meiner Sekretärin ab (ein sarkastisches (?) Lächeln huscht über ihr Gesicht – oder bilde ich mir das nur ein???) und hinauf geht’s die zwei Stockwerke in den 6. Stock. Dort herrscht reges Treiben, obwohl eigentlich die täglichen 15 Minuten laufen, in denen jeder Klassenlehrer seine Klasse sieht, Anwesenheit und Uniform kontrolliert und Organisatorisches oder Thematisches bespricht. In vielen Klassen passiert das auch, aber nicht immer so, dass man den Eindruck hätte, dass da auch ein Lehrer dabei wäre. Das liegt daran, dass zwischen Klassenlehrer und Schüler ein durchaus persönliche, herzliches Verhältnis besteht, das dazu führet, dass man sich herzlich umarmt, sich viel zu erzählen hat und alle Probleme ausbreitet. Außerdem sind ja noch gar nicht alle Schüler da, denn abgesehen davon, dass manche wirklich weite Schulwege haben, halten es viele Familien mit der Pünktlichkeit nicht so genau. (Erst wenn es um Kritik an der heutigen Dt. Schule geht, spielt das eine hervorragende Rolle!)
Also spreche ich auf dem Weg nach oben verspätete Media-Schüler an, zunächst auf Deutsch, das sie auf Grund der frühen Morgenstunde eh noch nicht verstehen, und höre mir ihre genuschelten Erklärungen an. Meine Aufforderung sich zu beeilen, wird anscheinend auch nicht verstanden. Oben angekommen treffe ich auf den stets wischelnden Auxiliar, suche mir einen der zahlreichen OHPs, die auf dem Gang rumstehen aus und walle zu meinem Gruppenraum. Da in Deutsch alle Lerngruppen halbiert werden, verteilt sich der Unterricht auf jeden nur möglichen Raum. Heute erwischt es mich lado cerro (bergseits), d.h. der Raum hat jetzt im Herbst die gleiche Temperatur wie draußen und sieht nie die Sonne. Dafür blättern von der Wand die Farbflocken und es zeichnen sich dunkle Felder ab - daneben ist das Buben-Klo, eine der am häufigsten und intensivsten genutzten Räumlichkeiten überhaupt, nur noch übertroffen vom Mädchen-Klo 3 Türen weiter. Auch heute tummeln sich bereits allerhand Jugendliche, etliche davon sind mit der Morgentoilette beschäftigt: man sprüht nach gehabten Fußball-Anstrengungen gerne große Mengen Deo ins Körpergehöhle. Diese Mischung aus Old Spice, Raumspray (hier Erdbeere) und Klo-Gerüchen ist wirklich einzigartig!
Und dann das ersehnte-gefürchtete Klingeln, ein klassisches Beispiel chilenischer contaminación acustica: obwohl ich den Chef-Elektriker gebeten habe, die Lautstärke zu reduzieren (und er hoch und heilig versichert, das auch getan zu haben, schrappe ich jeden Morgen wieder knapp an einem bleibenden TinitusSchaden vorbei.. Türen fliegen auf und Menschenscharen ergießen sich in alle Richtungen: nicht nur die zahlreichen Gruppen auf Raumsuche sind es, nein, praktisch alle sind unterwegs, um sich zu begrüßen (Küsschen-Küsschen) und die wichtigsten News bzgl. des in den 15-Minuten vorgefallenen auszutauschen, um den abführenden Auswirkungen dieser 15 Minuten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, um sich am Klo zu treffen, um den geliebten Fachlehrer, der jetzt gleich kommen wird, zu begrüßen, um den Kerscher zu fragen, ob man tatsächlich jetzt miteinander Deutsch machen wird / will / kann / soll und ob man nicht erst noch schnell Pipi-Pause (eines der wenigen Wörter, das hier ALLE, wohl durch ihre Kindergarten-Sozialisation beherrschen!!) machen könnte. Außerdem müssen alle noch schnell mal telefonieren, E-mails checken. SMS weiterschicken, aber dann klappen tatsächlich die ersten Türen zu, es wird stiller auf den Gängen und nur noch die ungefrühstückten Zuspätkommer sausen mit ihrer Cola vorbei.
Meine Schüler wuchten sich mühsam in die Höhe zur Begrüßung, stehen schwankend wie ein Rohr im Sturm ihrer Adoleszenz, sind konsterniert von meinem „Grüß Gott, meine Damen und Herren!“ und setzen zu einem versetzten Murmeln ihres Grußes an, der sich auf halbem Weg zu einem intonierten Singsang steigert und der sich jedes Mal an meinem Nachnamen bricht, wo er sich bestenfalls zu einem „Härrrrrr Kertchääää“ steigert und unter allgemeinen Glucksen über diesen Namen verebbt.
Dann Anwesenheitskontrolle und Routinen. Hausaufgaben braucht man nicht ansprechen, da nur ausnahmsweise welche gestellt werden, was als Zumutung empfunden wird - Kunststück bei bis zu 47 Wochenstunden Unterricht! Mühsames Wiederanknüpfen an den Vorstundenstoff („War da was? Que quiere, profe?“), Neudurchnahme, Tafelanschrift, Hefteintrag, alles wie überall, nur dass viele Routinen nicht etabliert sind, mancher in der Media nur mit rudimentären Unterrichtsmaterialien ausgestattet ist und alles sehr kleinschrittig bis langsam verläuft. Die meisten Schüler sind lieb und freundlich und harmlos (oder auch noch zu müde), zumindest jetzt in der 1. Stunde. Den 3. Teil der Stunde können wir uns sparen, vielmehr machen wir Hausaufgaben, d.h. Übungsphasen als Teil der vielen Doppelstunden. Auch gut - alles nur gewöhnungsbedürftig...
Mit Handschlag und anerkennenden Worten verabschieden sich meine Eleven und ziehen zur nächsten Stunde ihres langen, 10-stündigen Tages. Zurück bleibe ich mit meinen Zweifeln und meinem OHP. Ganz langsam schiebe ich ihn am Auxiliar des Stockwerks vorbei, der jetzt gerade diese Hälfte des Ganges wischt und mich freundlich grüßt. Er wird noch lange wischen und jedes Fetzelchen Papier, das auf den Boden fliegt, aufheben. Er wirkt dabei ganz glücklich. Man kann sich an ihm ein Beispiel nehmen.Eine Once
der Busbahnhof der Reisebusse http://www.rodoviario.cl/
Samstag, 3. Mai 2008
der größte Buchladen der Erde
Samstag, 26. April 2008
Schulalltag (1. Teil)
Auch wenn jeder Tag sehr unberechenbar und eigenwillig verläuft, so entwickeln sich mittlerweile doch etliche Routinen und Gemeinsamkeiten. Also greife ich willkürlich den heutigen Tag heraus, spreche ihm alle Individualität ab und lasse ihn sich entwickeln. Roll on, history!
Unter den Klängen von „Chile Tipica. La Musica y nuestras tradiciones“ des Uni-Senders UFSM (eine wilde Mischung aus B1 und B4) rolle ich am stramm grüßenden Portier aufs Schulgelände, überwinde die Schranke zum Hauptgebäude und parke (parkiere?) mein Fahrzeug standesgemäß vor dem des Sr Rector, der - wie immer - schon längst da ist. Unsere Fahrzeuge visualisieren durch Fabrikat und Parkplatzposition jedem Passanten die Hierarchie.
Drinnen bin ich also nicht der 1., sondern nur der4., denn vor mir hat nicht nur der Chef sein Tagewerk begonnen, sondern auch ein uralter Physik-Lehrer, der es in 2-3 Schulen auf über 50 Unterrichtsstunden bringen muss und der deshalb schon vorbereitend an seinem Stammplatz sitzt - oder hat er ihn gar nicht verlassen. Eine noch viel wichtigere Vorbereitung leistet unsere Aurora, das Faktotum und die gute Seele des Hauses. In ihrer winzigen Küche dampft und klappert es, denn um all den gleich zu spät kommenden Lehrkräften ein Frühstück zu bereiten, muss viel Wasser aufgekocht werden. Außerdem gilt es all die großen Thermoskannen mit heißem Chlorwasser zu füllen und anschließend an die Privilegierten zu verteilen: mich z.B., der ich stets ein pseudo-barockes Tischchen mit, bestückt mit Mineralwasser, Teebeuteln, Tasse, Glas und eben besagter Thermosflasche vorfinde.
Im Dienstzimmer stinkt immer der Plastik-Teppichboden, deshalb rein, Licht an, Schultasche runter, Computer an, Fenster auf, Pausebrot raus, Zugangscode rein, Terminkalender gecheckt, e-mails aufgerufen (und zwar genau in DER Reihenfolge!!!!!) und los geht’s.
Während die nachts aufgelaufenen e-mails mit erschreckender Hartnäckigkeit eintrudeln, grüßt der Mitarbeiter, der sich gleich um den Vertretungsplan kümmern wird, nicht ohne sich vorher nach dem Befinden seines Vorgesetzten und dem seiner Gattin zu erkundigen und den heutigen Stand seines Lumbago knapp zu umreißen. Da erscheint auch schon der Sr Inspector, die institutionalisierte Respektsperson einer chilenischen Schule, die hauptberuflich auf die Einhaltung der Details der Schuluniform achtet, Haarlängen begutachtet und Piercings absammelt. Meist hat sich ein besonders dreister Fall von Insolenz von Seiten eines IV°-Schülers ereignet, dem man, um Schlimmeren vorzubeugen, unbedingt heute mit der kombinierten Autorität von Inspector und Media-Leiter entgegentreten muss, weil sonst das komplexe Gebäude der disciplina Alemana endgültig zusammenbricht. Gott sei Dank fällt es mir morgens nicht schwer sehr ernst und bedenklich zu schauen.
Nachdem ich die ersten 6 e-mails vom DAV, VdLiCh, Dt. Haus, ZdI, Bibliothek des Goethe-Instituts und Chile Avanca! gesichtet habe, bleiben noch die Notizen des Chefs gebieterische Klagen des Dt-Fachleiters, wunderschöne Korrekturen meiner holzschnittigen Briefentwürfe vom Vortag durch meine liebe Sekretärin (die zu der Zeit gerade kämpft ihren pubertierenden Sohn aus dem Bett in die Schule zu befördern!) und meine nachts zuhause erstellten Unterrichtsvorbereitungen, die jetzt noch schnell auf Folien gebannt oder sonst wie verarbeitet werden müssen.
Franz, mein Chef, kommt zur Begrüßung vorbei und informiert über letzte Events (meist vom Vorabend) bzw. zu aktuellen Tagesereignissen. Dann wird es draußen laut und quirlig, mit einer gewissen Konzentration in dem vorher erwähnten kleinsten Raum, denn jetzt ist Frühstückszeit und jeder erhascht noch schnell eine Tasse des Nationalgetränks: Nescafé. Der Vertretungsplan hängt, die neuesten Aushänge sind gecheckt, die Citas („Erbitte Rücksprache“) verteilt, schon schrillt das 1. Klingeln und in dem engen Gang wirbeln diensteifrige Kolleginnen nach draußen, während verspätete Kollegen hereinwuseln und der Kopierer auf Hochtouren läuft. Ganz zufällig macht der Rector Subrogante (das bin ich!) seine Runde, wenn nicht gerade der Schülersprecher, einer Blitzidee folgend, den Antrag auf 4 Stunden spielerischer Gestaltung des „Día del alumno“ durch die SMV in radebrechendem Deutsch (ermuntert von mir in radebrechendem Castellano) vorbringt. Meist eile ich aber selbst die 2 Stockwerke hinauf, da ich selbst Unterricht habe, dabei hab ich noch Zeit, denn der Tag beginnt mit den „15 Minuten“, einer festen Viertelstunde, in der die Klassleiter, Entschuldigung: die Klassenlehrer mit ihrer Klasse zusammen sind und Organisatorisches, Disziplinarisches oder Tagespolitisches besprechen, derweilen ich auf dem Gang herumhänge und zu spät kommenden Schülern dumme Fragen stelle bzw. ebensolche Lehrer freundlich begrüße. Gleichzeitig suche ich mir aus der auf dem Korridor positionierten OHP-Flotte ein Vertrauen erweckendes Gerät aus und schiebe mich zu meinem Klassenraum, beeindruckt von den unterschiedlichen Atmosphären in den Klassenräumen. Vor manchen Türen stehen Schüler und warten („Vengo atrasado, no me deja entrar!“), andere Türen sind offen und unter einer Schicht von Schuluniformen ist der Lehrer kaum zu erkennen, der mit Handschlag und Umarmung begrüßt wird („Ola, profe, como estás?“ „Frau, Frau, no encontré mi chandal del uniforme, y por eso...“), hinter anderen Türen ist Schweigen (meditieren die oder sind Schüler wie Lehrer gar nicht da???)
Schließlich ertönt das markzerreißende Schrillen der Glocke und das Chaos beginnt: alles drängt sich auf den Gängen, denn wahlweise muss ein Fachraum aufgesucht werden oder die Klasse ist in Teilgruppen unterteilt oder alle müssen gleichzeitig nach den harntreibenden 15 Minuten aufs Klo. Jedenfalls herrscht ein Gedränge wie auf dem Gemüsemarkt on Viña, verstärkt durch die zahllosen Umarmungen und KüsschenKüsschen zwischen den Schülern und zwischen Schülern und Lehrern, die sich hier begegnen. Kaum 10 Minuten später ebbt der Lärm ab, die Türen schließen sich, die letzte versprengte Lehrkraft eilt zu ihrer Wirkungsstätte und nur noch verspätet irrende Schüler streben ihrem Unterricht zu - die Arbeit kann beginnen.
Mittwoch, 23. April 2008
Klein und braun und kann bis zu 1,5 m weit hüpfen, was ist das?
Sonntag, 20. April 2008
Fragen?
Samstag, 19. April 2008
Naivität oder eine Waschmaschine
Freitag, 11. April 2008
Was tätet Ihr?
Donnerstag, 10. April 2008
Wintervorbereitung
Sonntag, 6. April 2008
Universidad Tecnica Federico Santa Maria
Freitag, 4. April 2008
Lesetipp
Mittwoch, 2. April 2008
Salsa
Montag, 31. März 2008
Nana - Land
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