Donnerstag, 1. November 2007

Cafés , 1. Das Café Anayak



Es gibt ein Café, das heißt Anayak, angeblich ist Anayak der Bruder auf baskisch. Es befindet sich in der Quinta, einer Querstrasse zur berühmten calle Valparaiso. Vor dem Eingang stehen Tische überdacht von blauen Sonnenschirmen. Vor der Tür liegen keine räudigen Hündchen wie vor anderen Lokalen, es ist zu unruhig hier, und was ein anständiger Strassenhund ist, der braucht seinen Schlaf, am besten in der Nähe einer Kneipe, aber die Hunde bekommen nochmal ein eigenes Kapitel. Man kommt herein ,geht an einer Theke entlang in der köstlich aussehende Kuchen liegen und große Glaskrüge mit frisch gepresstem Obstsaft stehen, zu Zeit frischer Erdbeersaft. Es gibt gemütliche Sessel, gelbe Eisengestelle mit Polstern mit grünem Kunstleder bezogen. An jedem Stuhl hängt ein Gurt, wie ein Gurt im Flugzeug, in der Farbe des Gestänges um die Handtasche festzugurten. Im rechten Winkel zur Kaffeetheke befindet sich eine Theke mit jeder Art Alkoholika, die wird aber erst am Abend wichtig. Hinter der Kaffeetheke stehen Damen in karierte Kleider gehüllt, mit einem kleinen karierten Stoffdiadem gekrönt, die die Bestellungen der Ober entgegennehmen. Die Ober, beige Weste, dunkle Hose, haben einen mit einem Gummiband auf einer stabilen Lederunterlage befestigten Block und nehmen die Bestellungen der Gäste auf den grünen Sesseln entgegen. Mit einem in einer Plastikhülle befindlichen feuchten Läppchen, das sie aus ihrer Gesäßtasche ziehen , wischen sie den Tisch ab. Es gibt übrigens eine Raucher- und eine Nichtraucherabteilung, durch Glaswände getrennt. Unter der Theke hängen Zeitungen und Zeitschriften, ich kann also behaupten Spanisch zu lernen wenn ich dorthin gehe. Die Damen hinter der Theke und die Ober sind sehr adrett und höflich. Jetzt kommt das Publikum. So etwa ab 11 Uhr rücken die Damen jeder Altersgruppe an, um sich von den Einkäufen zu erholen. Die meisten haben so hohe Absätze, dass mir schon bei der Vorstellung damit laufen zu müssen, das Knöchelgelenk wehtut.Sie haben meist nicht sehr viel eingekauft, denn das macht ja das Hausmädchen, oder sie lassen nachhause liefern. Zum Kaffee gibt es ein kleines Stückchen frisches Gebäck, Sie besprechen wichtige Damen- Dinge. Dann kommen Männer, die offensichtlich eine Kaffeepause brauchen mit Kollegen. Es gibt auch die Arbeitsverabredungen, der Otto, zum Beispiel, der ein Theatergruppenleiter und ehemaliger Lehrer der Deutschen Schule ist, hat hier praktisch sein Büro, er trifft sich mit seinen Schauspielern. Die alten Herren kommen vorbei, um ihren Morgenkaffee zu trinken, Zeitung zu lesen, so auch der alte Herr, der so gerne tanzt, aber das ist eine andere Geschichte. Mittags dann, gehen viele Angestellte miteinander essen, es wird laut und fröhlich. Es gibt ein Menu del dia mit Fleisch oder Fisch. Jetzt kommen auch die alten Ehepaare, die die Ober schon lange kennen und sehr fürsorglich behandelt werden. Alle Menschen sind immer sehr funktional bekleidet, bis auf die Schuhe,man merkt, dass in diesem Land nicht viel geheizt werden kann. Beim essen lässt man sich Zeit, nix Hamburger. Ab und an kann man die Lieferanten sehen, die mit großen Mehl-,Zucker-,Kartoffel- Orangensäcken auf dem Rücken in die Küche gehen, die sich zwischen den beiden Theken befindet. Kommt man früh morgens, kann man noch sehen wie die Ober sitzen und die Papierservietten falten.Ist die Mittagszeit vorbei, so etwa um vier Uhr, können endlich die Ober zusammen essen, sie sitzen an einem Tisch im hinteren Teil des Raums, will ein Gast zahlen, springen sie sofort auf. Das Anayak hat 7 Tage in der Woche geöffnet, jeden Tag gibt es mehrere Schichten von Mitarbeitern. Vamos a tomar un cafetito?

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