Donnerstag, 24. Januar 2008

„Polyphonie in der Bomba“ Coro Jubilate von Bernhard

In Greater Viña gibt es nur einen gemischten Chor von Klang und Ansehen: das ist „Jubilate“, ein seit Jahrzehnten existierender Laienchor, der sich aus dem Uni-Geschehen verselbstständigt hat und noch heute von seinem Gründungsdirektor geleitet wird. Marco Dusi ist Mailänder, Musikprofessor, über 80 Jahre alt, den Genüssen des Lebens zugetan und lebt und lehrt und dirigiert eigentlich in Santiago. Aber ein- bis zweimal pro Woche nimmt er den Weg nach Viña auf sich, um mit uns zu proben: 20 bis 30 Choristen unterschiedlicher Kreise und verschiedenen Alters, auffallend oft mit Verbindungen zu Deutschland (Ehepartner, Ex-Schüler der DSV, Ehegesponse, Arbeitsphasen etc) treffen sich dann, um ein umfangreiches Repertoire an 4 bis 6-stimmiger Literatur aus alter und neuer Welt, geistlich wie weltlich, zu repetieren. Dazu trifft man sich in der „Bomba“. Das ist mitten in Valpo im Haus der 3. Kompanie der Feuerwehr (bomberos). Nun ist dieses ungewöhnliche Probenlokal in der Pedro Montt nicht irgendein Saal, sondern der Ehrensalon dieser höchst traditionsreichen, im 19. Jahrhundert von englischen Kolonisten gegründeten Einrichtung. Auf der wurligen Geschäftsstraße drängen sich fliegende Händler, Kundschaft, streunende Hunde, Bettler, Arbeitslose, aber überwindet man das schwere, riesige Eisentor, hinter dem die Einsatzwagen blitzen und steigt eine enge Treppe hinauf, so traut man seinen Augen nicht: Vor uns tut sich über zwei Stockwerke hoch ein Saal auf, von dessen Wänden ernste Feuerwehrhauptmänner aus ihren goldenen Rahmen blicken. Schwere Lederfauteuils sind zu Gruppen um runde Tische angeordnet. In Vitrinen stapeln sich Ehrenzeichen und Auszeichnungen aus zwei Jahrhunderten, in riesigen Fotoalben kann man nicht nur sämtliche Brände der Stadt bewundern, sondern auch die Feierlichkeiten dieser Feuerhelden. Die schweren Teppiche schlucken den Straßenlärm und die Holzvertäfelung verleiht dem Raum eine hervorragende Akustik. I-Tüpfelchen dazu: im Eck steht ein riesiger Blüthner-Flügel, der auch korrekt gestimmt ist. In diesem erhebenden Ambiente erklingen nun Chorsätze von Brahms, Fauré, Monteverdi, Pedro Humberto Allende und alle sind gleich begeistert. http://www.corojubilate.cl/noticias.htm
Anmerkung: Wer uns besucht, geht mit zur Probe und singt mit.K


4 Kommentare:

Seebee hat gesagt…

ooooooooooh, aaaaaaaaaah, will gleich lossingen - hab mich als Erwachsene eigentlich nie richtig zu sinngen getraut ... blöd, gell? ... aber das hört sich soooo animierend an, und wenn ihr mich dann auch noch zwingt, dann lass ich mich gerne zwingen, wer genua zuhört, hat sich's dann selbst eingebrockt
:-))))

die c.

Anonym hat gesagt…

Auch ich will meinen Senf dazugeben. Diese belebte Vergngenheit ist für Nachkriegs-Deutsche schon etwas besonderes. Hier ist doch sehr vieles kaputtgegangen. Anderes lassen sie absichtlich verfallen, wie das Haus der Müncher Theosophischen Gesellschaft am Starnberger See. Der monentane Besitzer würde es gerne abreißen, dummerweise steht es unter Denkmalschutz. Ich kenne es nicht. Bei so alten Häusern ist ein Abriss oft die einzige Möglichkeit.

Wenn du Katharina noch mehr so Zuckerl ausstrest werde ich immer intensiver eine Chile Reise ins Auge fssen. Andreas Schwester in NZ ruft uns schon seit vielen Jahren. Das wäre doch ein Aufwasch auf der Südhälfte.
Am 1. August ist endgültig Feierabend. SL

Anonym hat gesagt…

hallo, Katharina, pass nur auf mit dem Begriff "Ehegesponse"!! Weißt Du denn nicht, dass da mal Gertraud (die jetzt in Wasserburg oder Ebersberg ist, an derselben Schule, wie der Philologenchef), extra zu einer Gerichtsverhandlung nach Malaga geflogen ist, um als Deutschexpertin Streit zu schlichten? Ein reicher deutscher Golfspiel-Pinkel hatte zu einem vermeintlichen Freund gesagt, er solle beim nächsten Mal (von was auch immer) sein "Ehegesponst" mitbringen. Das hat den anderen so auf die Palme gebracht, dass er ihn wegen Beleidigung verklagt hat! Das spanische Gericht konnte natürlich mit dem Wort nichts anfangen und hat deshalb an der DSB nach einem Neutralen gefragt, der das klären konnte...
Übrigens haben wir uns neulich erst wieder einmal den Film von Carmina Burana angeschaut und festgestellt, dass man da den Bernhard raushört! Leider singen wir alle viel zu falsch.

Anonym hat gesagt…

Bin mir nicht sicher, ob die Einladung, sprich Androhung, mitsingen zu müssen, hilfreich ist Besuch zu bekommen!!
Würde doch auf den Besuch bei Euch verzichten!
Gruß Anschi