Es ist endlich wieder so weit, nach langen Sommerferien rafft Chile sich wieder zur Rückkehr zur Normalität auf. Das beginnt stufenweise mit den Staus auf der Autobahn und dem verstärkten Einsatz von Arbeitern bei den vielen Baumaßnahmen an den Schulen des Landes. Hier in Vina ist alles ein wenig anders. So bedeutet das Ferienende immer einen Kulminationspunkt im chaotischen Endsommerleben der Stadt, trifft es doch zusammen mit dem Festival de Vina, einer Mischung aus Grand Prix dÈurovision und Medienhype, bei der Stars und Sternchen sich mit Glamour, Publikumsanmache und Presserummel mischen. Für die Stadt ist es ein gutes Geschäft, für die Bewohner der Startschuss für eine Einkaufsorgie von Schulsachen.
Auch in unserer Schule gibt es Baumaßnahmen. Auf zwei Stockwerken wird komplett saniert, auf allen Stockwerken die Klos renoviert, die Bibliothek wird erweitert, deshalb sind die Bücher im Computerraum ausgelagert, wo die Computer sind, weiß ich nicht! Überall wird gemalert, gewischelt, gehämmert, gespritzt und neuer Dreck produziert, überall steht das alte Gerümpel noch rum, und keiner kann sich vorstellen, dass hier am Mittwoch 1100 Schüler eine geregelte Arbeit aufnehmen können, ausser den Chilenen , die das sehr optimistisch sehen. In der Hauptstadt gibt es eine Reihe öffentlicher Schulen, die zwar die Staatsgelder fürReparaturen erhalten, aber vorsichtshalber keine Baumaßnahmen eingeleitet haben.
Seit vierzehn Tagen ist das Direktorat bestehend aus Schulleiter (SL), Stellvertreter, Grundschulleiter (GS-Leiter), Kindergarten-Leiterin (KiGa-Leiterin), Unidad Tecnica Pedagogica (UTP, eine Art pädagogische Leitungsebene, die auch die Verbindung zu den staatlichen Schulen darstellt), Unidad Tecnica Formativa (UTF, ein Stab aus Psychologen und Psychopädagogen), wieder in der Schule versammelt, und seit letzter Woche ist das Kollegium wieder da. Alle tagen unter erschwerten Bedingungen: während der Sitzungen läutet der neue Gong zur Probe alle zwei Minuten, es rattert der Baulärm, es gibt keine Computer s.o. , oder es gibt neue Programme,( kommt Ihr mal mit Vista und Outlook auf Anhieb zurecht!), Passwörter, Zugänge - und es gibt neue Kollegen: 2 frisch aus Deutschland eingetroffene Lehrer. Ausserdem fangen 7 neue chilenische Kollegen an und wir suchen gerade noch schnell einen Religions-, Ethik-, und Englischlehrer. Eine Englisch-Lehrerin ist uns in Kalifornien abhanden gekommen, ihr Kündigungsschreiben fand sich am Ende der Ferien in ihrem Postfach!!!
Was läuft in der Woche ohne Schüler? Gesamtlehrerkonferenz (GLK), gemeinsames Mittagessen, Fachkonferenzen, Abteilungskonferenzen, Klassenübergabe (alter Klassenlehrer (KL) informiert neuen KL) und Fortbildungen. Heuer bestand letztere aus der Neueinführung der Pflichtstunde "Orientación" , 1 Wochenstunde (WoStd), eine Mischung aus Werteerziehung und und Berufsorientierung , die der Klassenlehrer erteilen muss. Dafür stehen oft Gelder für die Finanzierung externer Fachkräfte zur Verfügung. Um all das kümmern sich UTP und UTF. Dazwischen bleibt Zeit auch persönlich das Schuljahr vorzubereiten. Die Stundenpläne sind verteilt, jetzt geht es nur noch um Sonderwünsche wie überall auf der Welt.
Der erste Schultag beginnt am Mittwoch mit einem Acto: die ganze Schulgemeinschaft versammelt sich auf dem Sportplatz, sieht beide Fahnen in den Himmel steigen, singt die
beiden Hymnen, lauscht den Begrüßungsworten des SL. Einige Gruppen werden besonders gegrüßt, die neuen Kollegen aus Deutschland, die 12.-Klässler, die vom 3-monatigen Deutschlandaufenthalt zurückgekehrt sind, die wiederum die 1.-Klässler in die Schulgemeinschaft aufnehmen indem sie ihnen ein Schultüte überreichen, schließlich die per Aufnahmeprüfung aufgenommenen neuen Schüler. Dann geht es , wie in Deutschland, zur Klassenlehrerstunde mit den Verwaltungstätigkeiten. Ab Donnerstag ist ganz normaler Unterricht nach Plan.
Samstag, 21. März 2009
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2 Kommentare:
Ich hab schon immer gewußt, daß Lehrer ein extrem gemütlicher, fauler Job ist ... Guten Start!
co.
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